Klimaneutral bis 2022 – Gruner + Jahr setzt auf das Thema Nachhaltigkeit

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"Es wird nie die eine richtige Entscheidung geben"

Toni Willkommen ist Stellvertretender Publisher und Leiter New Business bei Gruner + Jahr und seit 2021 Teil des nextMedia.Beirats. Im Interview haben wir mit ihm über aktuelle Herausforderungen, Nachhaltigkeit und Vernetzung gesprochen. Er erklärt, wie G+J als Verlagshaus auf die Krise reagiert, wie sie das Ziel Klimaneutralität erreichen wollen und warum es beim Thema Nachhaltigkeit nie die eine richtige Entscheidung gibt.

nextMedia.Hamburg: Was ist in deinen Augen eine der aktuell größten Herausforderungen der Branche und wie geht ihr im Unternehmen mit dieser um?

Toni: Als Verlagshaus sind wir unmittelbar mit der deutschen Industrie verbunden. Geschlossene Verkaufsflächen und zurückgehaltene Werbeausgaben stellen uns vor Herausforderungen. Aber wir schaffen es, der Krise in vielen Bereichen durch Flexibilität und mit neuen, schnellen Angeboten zu trotzen. Wir sehen Chancen, die wir unmittelbar ergreifen: In Krisenzeiten vertrauen die Leser*innen auf guten, aufgeklärten Journalismus und haben Sehnsucht nach Begleitung und Einordnung. Dieses Bedürfnis hat der stern erkannt und im Frühjahr letzten Jahres zahlreiche Corona-Sonderhefte publiziert. Capital hat sehr früh zu Beginn der Pandemie einen Podcast gelauncht über die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise, „Die Stunde Null“. Wir haben neue Geschäftsfelder komplett digital konzipiert, etwa die stern CRIME Masterclasses, die man noch vor einem Jahr wahrscheinlich zumindest hybrid geplant hätte.

Abgesehen davon und noch einmal beschleunigt durch Herausforderungen, die die Pandemie mit sich bringt, beschäftigt uns die Transformation unseres traditionellen Print-Geschäfts und damit die Frage, wie wir unsere Angebote noch fitter für den Medienwandel machen können, wie wir – auch neue – Leser*innen und User*innen dauerhaft an unsere Marken binden, welchen Mehrwert wir schaffen und wie wir Gemeinschaftsgefühl entstehen lassen können – analog wie digital.

GEO wird ab 2022 klimaneutral. Welche Tipps kannst du anderen Publishern mit auf den Weg geben, die das gleiche Ziel anstreben?

Jedes Unternehmen muss seinen eigenen – authentischen – Weg gehen. Man kann von anderen lernen, aber eine Blaupause gibt es nicht. Und wer dieses Ziel erreichen will, muss sich ernsthaft damit beschäftigen wollen – es bindet personelle Ressourcen und lässt sich nicht „einfach nebenbei“ erreichen. Nachhaltigkeit war schon immer eine Herzensangelegenheit von GEO. Doch wir finden, dass es im Jahr 2021 nicht mehr reicht, über ein solches Thema nur ausführlich zu berichten. Wir wollen aktiv unseren Teil dazu beitragen, den Planeten zu schützen. Für das Ziel Klimaneutralität haben wir all unsere Prozesse analysiert – von den redaktionellen Abläufen über die Produktion der Hefte bis hin zum Strom, den wir bei G+J verwenden. Getreu dem Dreiklang „Vermeiden, Reduzieren, Kompensieren“ haben wir uns etwa deutlich strengere Reiserichtlinien für die Redaktion auferlegt, haben den Co2-Ausstoß unseres Papiers um weitere 50% reduziert und beziehen seit 2021 Öko-Strom bei G+J. Dabei hilft uns natürlich, dass G+J selbst Nachhaltigkeit zum zentralen Unternehmensziel erklärt hat.

Zwei Haupterkenntnisse nehme ich aus den letzten Monaten mit. Erstens: Nachhaltigkeit ist ein Prozess. Jede Entscheidung muss regelmäßig hinterfragt werden. Und zweitens: Es wird nie die eine richtige Entscheidung geben. Ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit sind in den seltensten Fällen ideal unter einen Hut zu bringen.

nextMedia.Hamburg hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Hamburger Medien- und Digitalbranche zu vernetzen. An welcher Stelle habt ihr aktuell Austauschbedarf?

G+J hat es sich zum Ziel gemacht – und dafür stehen wir heute – einer der kreativsten und innovativsten Verlage für Qualitätsjournalismus in Deutschland zu sein. Wir verstehen uns im Kern als Förderer von Kreativität und sind bekannt für unsere starken Marken, die in vielen Segmenten Marktführerpositionen einnehmen. Sowohl der Verlag als auch all unsere Marken befinden sich in einem Transformationsprozess. Wir sind ein Verlagshaus im Wandel, in dem viel Neues ausprobiert und manchmal auch wieder verworfen wird, wenn es nicht funktioniert. Das ist auch schmerzhaft, aber wer Erfolge feiern will, der muss auch den Mut haben, zu scheitern. Grundsätzlich lernen wir von Unternehmen und Branchen, die genauso wie wir ihr Kerngeschäft transformieren und stetig – daten- und kundenzentriert – neue Geschäftsmodelle und Ideen entwickeln. Erfahrungen zu teilen und über den Tellerrand zu schauen, macht uns alle reicher – auch wenn letztlich jedes Unternehmen seinen eigenen Weg gehen wird. Der Austausch und die Vernetzung durch nextMedia.Hamburg bietet dafür eine hervorragende Plattform.

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