Das Team hinter myndpaar mit Marieke, Ulrich und Leonie Wilken und Sophie (v.l.n.r.)

Media Lift: Wie das Start-up myndpaar Beziehungen mit KI rettet

Neueste psychologische Erkenntnisse und Konzepte, die seit über 30 Jahren in der Praxis validiert sind, verbindet das Hamburger Start-up myndpaar mit Künstlicher Intelligenz und macht so Paartherapie in App-Form zugänglich. Wie das funktionieren kann? Wir fassen es für euch zusammen.

25 Prozent aller Partner*innen sind mit ihrer Beziehung unglücklich – das hat das statistische Bundesamt 2021 erhoben. Und trotzdem warten Paare im Schnitt etwa sechs Jahre, ehe sie sich Hilfe suchen. Die Arbeit, die notwendig ist, um eingefahrene Muster im Umgang mit Beziehungen zu durchbrechen, ist ebenso schwer wie wichtig. Nicht zuletzt deshalb wird das Thema gerne ausgeklammert und gemieden.

Hamburger Start-up revolutioniert die Paartherapie

Das Hamburger Start-up myndpaar hat es sich zur Mission gemacht, „sowohl Einzelnen als auch Paaren die Möglichkeit zu eröffnen, sich selbst und ihre Beziehungen zu stärken“, so myndpaar Gründerin Leonie Wilken. Und all das „ohne Wartezeiten, Schamgefühle und zu viel geringeren Kosten.“

myndpaar ist eine von fünf Geschäftsideen, die wir im vierten Batch unseres  Inkubators Media Lift fördern. Media Lift ist unser Inkubator zur Förderung innovativer Geschäftsideen an der Schnittstelle von Content und Tech.

Die Idee zur Gründung kam Leonie Wilken, als ihr Vater, Diplom-Psychologe Ulrich Wilken, sie bat, ihm beim Design einer seiner Vorträge zum Thema Paartherapie zu helfen: „Es sah wirklich schrecklich aus“, erinnert sich Wilken heute. „Ich half ihm also und verstand die Brillanz seines Konzeptes. Der Vortrag behandelte den typischen Verlauf von drei Sitzungen einer Paartherapie. Da kam mir die Idee, seine Theorie und die Konzepte nicht nur Kolleg*innen zu vermitteln, sondern für alle Paaren da draußen zugänglich zu machen. Das war die Geburt des Projekts myndpaar.“

Das war 2021 – und mittlerweile ergänzen noch zwei Köpfe das myndpaar Team um Leonie und Ulrich Wilken: Sophie, die ebenso wie Leonie mehrjährige Erfahrung im Innovationsbereich mitbringt und Marieke, die Erfahrungen im Gründer*innenspace bei dem Food-Start-up purefood in Hamburg gesammelt hat und myndpaar als Marketing Managerin unterstützt.

 

das team hinter myndpaar
Das Team hinter myndpaar mit Marieke, Ulrich und Leonie Wilken und Sophie (v.l.n.r.)

Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse

myndpaar beruht auf der systemischen Therapie und Beratung, die Ulrich Wilken als Gründer des Hamburger Instituts für systemische Studien maßgeblich geprägt und fortwährend weiterentwickelt hat. Der Fokus der systemischen Therapie liegt auf den wiederkehrenden Verhaltensmustern innerhalb einer Beziehung. Sie analysiert, woher sie stammen und wie sie mit Erlebnissen aus der Kindheit zusammenhängen.

In der App erwarten Nutzer*innen zehn Module, durch die sie ihre Beziehung nach und nach erkunden, verstehen und verändern können. „Die der App zugrunde liegenden Erkenntnisse und Methoden werden situativ angewandt“, sagt Leonie Wilken über den Aufbau der App. „So wird zum Beispiel appübergreifend auf positive und negative Leitsätze eingegangen, Zukunftsbilder werden entwickelt und Aufgaben gestellt, damit Nutzer*innen das Gelernte verinnerlichen. Darüber hinaus werden Einschätzungen von Psychotherapeut*innen in Schrift- und Audioform wiedergegeben.“

myndpaar wird von der Verbindung aus Content und Tech getragen

myndpaar vermittelt seine Erkenntnisse über Beziehungen nicht nur mit Hilfe von Texten – um Nutzer*innen bestmöglich zu erreichen, arbeitet die App mit einer Vielfalt an Contentformaten. Den Kern der App bildet ein Algorithmus, der aus einem Logikbaum mit 1.099 zusammenhängenden Fragen, Antworten und Einschätzungen besteht. Durch diesen Algorithmus hat myndpaar das Therapiekonzept von Diplom-Psychologe Wilken prozessualisiert und kann somit auf jede*n Nutzer*in und seine*ihre individuelle Situation eingehen.

Doch neben den Fragen erwarten Nutzer*innen der App auch Erklärungstexte, Résumés, Bilder und verwandte Beispiele aus der Praxis. Außerdem stellt die App Audiospuren bereit, in denen Psychotherapeut*innen, ausgehend von der Einschätzung des Algorithmus, individuell auf die Nutzer*innen eingehen. Und zu jedem der zehn Module steht eine Aufgabe bereit, die im Anschluss an das Modul absolviert werden kann. „Jeglicher Content, der momentan in der App bereitgestellt wird, wird vom myndpaar Team in Zusammenarbeit mit Psychotherapeut*innen entwickelt und implementiert“, erklärt Leonie Wilken. „Dabei kombinieren wir innovationsgetriebene Produktentwicklung, Technologie und psychotherapeutische Konzepte und Methoden miteinander, um eine fundierte und wirksame Anwendung bereitzustellen.“

myndpaar app ansicht
myndpaar app ansicht

So finanziert sich myndpaar

Im Moment finanziert myndpaar sich bilateral durch Einmalkäufe und Abonnements: Nutzer*innen haben die Möglichkeit, die App für einen begrenzten Zeitraum über eine monatliche Zahlung von 14,99€ zu nutzen, oder einmalig 49,99€ zu zahlen und unbegrenzten Zugang zur App und dem gesamten Content zu erhalten, der zukünftig auf myndpaar veröffentlicht wird. In beiden Fällen können die Partner*innen der Nutzer*innen kostenlos auf die App zugreifen.

Doch die Zukunft hält noch viel für myndpaar bereit: So arbeitet das Team gerade mit voller Power an einer Version der App, die speziell für Singles konzipiert ist. Auch zukünftige Erweiterungen des Geschäftsmodells sind denkbar. Beziehungen sind nichts Statisches und können sich auf viele weitere Lebensbereiche ausweiten”, sagt Leonie Wilken über die Zukunft von myndpaar. Paare und Singles sind im Moment unser Fokus, aber auch eine Version der App, die sich auf Beziehungen in Familien spezialisiert, oder auf Workplace Relations können wir uns gut vorstellen.” 

Neben dem Fokus auf die Singles-Version von myndpaar ist das Team rund um Leonie Wilken derzeit auf der Suche nach Partnern aus den Bereichen B2C Online Marketing, App Marketing, Business Modelling und Gamification. Derzeit bestehen Partnerschaften schon in Form einer Unterstützung durch die Klambt Mediengruppe, die myndpaar als Berater zur Seite steht und die App mit Print- und Digitalcontent im Markt positioniert. Durch Ulrich Wilken besteht außerdem ein enger Kontakt zum Hamburger Institut für systemische Studien, das dem Team seine wissenschaftliche Expertise und sein Netzwerk zur Verfügung stellt.

Ein wichtiges Entwicklungsfeld von myndpaar? Content!

Und auch in Sachen Content möchte myndpaar natürlich nicht stehen bleiben, sondern sich über die Grenzen der App hinaus in die Content Creation wagen. „Die App ist aus einer Verbindung der Content- und Techbranche entstanden und wäre ohne sie so gar nicht möglich“, sagt Leonie Wilken. 

Vielmehr betrachtet das myndpaar Team Content-Marketing als vielversprechenden Weg, um über das wichtige Thema Mental Health aufzuklären und Nutzer*innen niedrigschwellig an Paartherapie heranzuführen. „Es ist immer noch so, dass die meisten Paare mindestens sechs Jahre warten, bis sie nach externer Hilfe fragen und sie annehmen“, so Wilken. „Das wollen wir ändern, indem wir zum Beispiel auch viel Content rund um das Thema Beziehung, Liebe, Probleme, Therapiearten zur Verfügung stellen – vielleicht bald auch in Form von Podcasts oder Videoformaten.“

Ein großer Schritt, bei dem das Media Lift-Netzwerk und das geballte Know-How der Hamburger Content- und Tech-Branchen Unterstützung liefern kann: „Die Förderung ermöglicht uns, neue Kontakte zu knüpfen“, sagt Wilken über Media Lift. „Einerseits zu anderen Start-ups und potenziellen Investor*innen aber zum Beispiel auch zu unserem Mentor Lutz Leiding von The Trade Desk, der uns bei spezifischen Fragestellungen mit seinem Wissen und seiner Erfahrung unter die Arme greift.”

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