9 Ideen für Produktmanager*innen
In der letzten Ausgabe des Innovator Circles, unserem Weiterbildungsprogramm für die Content-Branche, haben wir uns unter dem Motto „Rethink your Product“ mit dem Produktmanagement auseinandergesetzt. Wir haben Product Leaders und Product People zusammengebracht, um gemeinsam Lösungen für ihre Herausforderungen zu finden. Neun Speaker*innen haben spannende Insights zu ihren Erfahrungen geteilt und als Sparringspartner*innen Feedback zu den Challenges der Teilnehmer*innen gegeben. Die wichtigsten Tipps und Ideen der neun Speaker*innen haben wir hier für euch festgehalten:
Rollen statt Positionen
Martin Wiens, Co-Founder von Neue Narrative (NN), stellte beim Innovator Circle vor, wie ein Magazin ohne Chefredaktion funktionieren kann. Bei NN liegt der Fokus weniger auf dem WAS als auf dem WIE. Die Teammitglieder haben keine starren Positionen, sondern nehmen flexible Rollen ein, wie die Rolle „Product Owner“ oder die Rolle „Factcheck“. Die Rollen werden geschaffen und besetzt, wenn es einen Bedarf dafür gibt. Sollte der Bedarf erfüllt sein, werden die Rollen wieder abgeschafft. Die Rollen sind sehr präzise und Mitarbeiter*innen haben gleichzeitig mehrere Rollen inne. Je nach Priorisierung der Bedarfe füllen die Mitarbeiter*innen ihre jeweiligen Rollen unterschiedlich intensiv aus. Wenn also eine neue Tätigkeit gebraucht wird, muss nicht eine neue Position geschaffen werden, die von einem*r neuen Mitarbeiter*in besetzt wird.
Alle werden Product People
Produkte werden komplexer, Zielgruppen werden größer und fragmentierter und längere Kommunikationswege führen zu Informationsmangel. Bei diesen Herausforderungen wird die Rolle der Prouktmanager*innen laut Marcel Semmler, Director Product & Operations bei Bauer Media Group, überschätzt. Marcel plädiert deshalb dafür, Ownership neu zu definieren. Jede*r im Unternehmen soll Teil der Product People werden. Durch eine verstärkte Produkt-Mentalität soll sich die Unternehmenskultur in eine Produktkultur entwickeln.
Sei ein*e "Changemaker*in"
Birte Loeckel, Product Leadership Consultant & Freelancer, zeigte beim Innovator Circle unter anderem, wie man alte Prozesse und Denkweisen für eine erfolgreiche produkt-getriebene Innovation aufbrechen kann. Als „Changemaker*in“ solle man zum einen andere beeinflussen, indem man sich mit ihnen abstimmt und sie überzeugt, damit man bekommt, was man braucht. Außerdem solle man dem Motto „Einfluss ist Macht“ folgen. Dies helfe nicht nur dabei, Ziele zu erreichen, sondern auch das Change Management zu fördern. Darüber hinaus sei wichtig, dass man seine Meinung nur ändert, wenn man von neuen Erkenntnissen überzeugt wurde, und nicht, wenn man von anderen Menschen zum Umdenken gedrängt wurde. Dann heißt es „Disagree and commit“.
Fomo erzeugen und Hoffnungen machen
Mathilde Cabenda, Head of Product Management & Marketing, BOA & STOA bei ZEIT ONLINE, erklärte, dass eine gemeinsame Produktinnovation gut funktionieren kann, wenn man zunächst die Notwendigkeit für die Produktinnovation aufzeigt. Dafür solle man zum einen FOMO („Fear of missing out”) erzeugen. Das heißt, man muss zeigen, dass andere Wettbewerber*innen wesentlich bessere Reichweiten haben. Damit mache man deutlich, warum etwas geändert werden müsse. Darüber hinaus sei es wichtig, Hoffnung zu machen, indem man beweist, dass es sich lohnt, ein Produkt zu entwickeln, weil Nachfrage da ist.
Auswahl der effektivsten Strategie zur Monetarisierung von Kunden
Andreas Spiegler, freiberuflicher Produktmanager und Business Designer, zeigte beim Circle, dass durch kontinuierliche Gespräche und Tests eine erfolgreiche Produktentwicklung möglich ist. Zunächst solle man zuhören, welche Bedarfe es in der Zielgruppe gebe. Gemeinsam mit einem Team könne man dann Ideen sammeln und Annahmen generieren. Durch anschließende Experimente stelle man sicher, dass die Discovery und Delivery miteinander einhergehen und ein erfolgreiches Produkt entwickelt wird.
Auswahl der effektivsten Strategie zur Monetarisierung von Kunden
Gopika E.M., Head of Product bei TIER Mobility, stellte Wege vor, wie man Kosten senken könne, ohne den Wert des Produktes zu reduzieren. Ihr erster Tipp ist, für die „Top 2 %“ zu designen. Unter den „Top 2 %“ versteht sie die loyalsten Kund*innen, die vermutlich 50 % der Gesamteinnahmen generieren. Diese Kund*innen gilt es zu identifizieren, sodass in sie investiert werden kann und sie erhalten bleiben. Darüber hinaus solle man sich ein Ziel setzen, wie man Testnutzer*innen in zahlende Nutzer*innen umwandeln könne. Die Nutzer*innen müssten gebunden werden, da loyale Kund*innen die wichtigste und langfristigste Finanzierungsquelle darstellen. All diese Wege sollen bestmöglich integriert werden.
Häufigere Podcast-Produktion durch KI-Stimme
Hannah Monderkamp, Managing Editor New Media bei heise online, erklärte beim Innovator Circle wie heise online mit Unterstützung des Audiotech-Start-ups Aflorithmic die Stimme der Podcast-Redakteurin Isabel Grünewald geklont hat. Dies macht es möglich, den Podcast auch in Isabels Abwesenheiten auszustrahlen und die Frequenz des Podcasts ohne zusätzlichen Aufwand für Isabel zu erhöhen. Dafür nutzen sie ein KI-Model und eine zweistündige Aufnahme an Stimm-Material der Redakteurin. Die KI-Stimme ähnelte Isabels Stimme und vor allem ihrer Sprechmelodie stark. Um der KI-Stimme menschliche Aspekte zu verleihen und Ausspracheprobleme zu verhindern wird das Stimmmodell nun erweitert.
ChatGPT: Wahrscheinlichkeit statt Wahrheit
Peter Dyllick-Brenzinger, Head of Product and Engineering bei SPRYLAB, erklärte beim Innovator Circle, was man mit ChatGPT machen kann und worauf sich die Content Economy einstellen muss. Dabei zeigte er, dass ChatGPT auf der Wahrscheinlichkeit, wie bestimmte Worte aufeinander folgen, basiert. Aus diesem Grund bilden durch ChatGPT entwickelte Inhalte die Wahrscheinlichkeit statt der Wahrheit ab. Die KI birgt deshalb unter anderem das Risiko, Fehler zu produzieren. Dennoch bietet ChatGPT unter anderem die Chance, Produktivität zu steigern, neue Produkte zu entwickeln und „echte“ Texte aufzuwerten.
Mit KI und Automatisierung personalisierte Inhalte für Nutzer*innen erstellen
Cécile Schneider, Product Lead @ BR AI + Automation Lab beim Bayerischen Rundfunk, stellte den Prototyp „Remix Regional“ vor. Mit KI und Automatisierung macht dieser es möglich, personalisierte Regionalnachrichten aus dem Radio für einzelne Nutzer*innen zu erstellen. Dafür wird das Prinzip des „Structured Journalism“ genutzt: Mithilfe von KI werden Metadaten für Inhalte erzeugt, sodass diese maschinenlesbar werden. Die erstellten Informationsblöcke können dann von Journalist*innen mit Unterstützung von KI und Automatisierung zu neuen Inhalten, Formaten oder Produkten zusammengefügt werden.
Innovator Circle
Erfahre hier mehr über den Innovator Circle, unser zweitägiges Weiterbildungsprogramm für die Content-Branche.
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