Die AI-Tools der Profis: Wo sie eingesetzt werden und was das für die Kreativbranche bedeutet
„AI ist eine Superpower für Kreative“, so Max Penk. „Wir müssen nur lernen, sie richtig zu nutzen.“ Für viele Kreativ- und Contentschaffende ist AI noch ein Buch mit sieben Siegeln. Wie AI-Tools als Werkzeuge für kreative Prozesse eingesetzt werden können, darüber haben sechs Expert*innen beim Creative Panel des 10. Deutschen Werbefilmpreises auf Kampnagel in Hamburg gesprochen.
Unter dem Titel „Creative AI – Neue Wege wagen“ gab es beim Creative Panel Impulse von Vertreter*innen aus verschiedenen Gewerken der Werbe- und Kreativbranche mit Tech- und Innovationsansatz. Die Speaker*innen waren Werner Bogula, digital Enabler bei ARIC, Max Penk, Creative Innovation Director bei David+Martin, Mieke Haase und Alexander Müsgens von der Agentur loved, sowie der Regisseur Mario Clement und Tobias Wüstefeld, 3D Artist und Illustrator.
Sie gaben Einblicke in die eigene Beschäftigung mit AI und zeigten konkrete Praxisbeispiele:
AI beim Film
Mario Clement zeigte einen Filmtrailer, den er über Prompts bei runway und anderen Text-to-Video-KI, erzeugte. Darüber legte er mit AIVA, einer KI, die emotionale Filmsoundtracks erzeugen kann, Musik. Außerdem arbeitet er mit ElevenLabs, einem Voice-Cloning-Tool, das täuschend echt menschliche Stimmen imitieren kann. Für ihn steht fest, Konzeption und Produktion von Filmen wird sich durch AI weiter verändern. Produzent*innen werden in Zukunft ihre Treatments mithilfe von KI erstellen und der Schaffungs- und der Produktionsprozess werden extrem durch AI-Einsatz beschleunigt.
AI in der Kreation
Tobias Wüstefeld zeigt Illustrationen und Stop-Motion-Filmfiguren, die er gemeinsam mit Deep Dream, einem Image Generator, erstellt hat. Besonders begeistert ist er, wie gut KI mittlerweile „morphen“ kann, also Figuren erfassen und erstellen. Auch Max Penk kam zu diesem Schluss. Er verwies auf das Tool von Meta: Unrealengine, das fotorealistische 3D-Avatare erstellen kann. Als Vertreter einer Agentur blickt er mit gemischten Gefühlen auf die Entwicklungen. Denn wer sich nicht mit KI auseinandersetzt in der Kreativbranche und nicht lernt, die Tools in die eigene Arbeit zu integrieren, wird seinen Platz wohl bald mit einer KI tauschen müssen. Wo ein Text-to-Picture Tool wie Midjourny es vor einiger Zeit „nur bis zur Mitte geschafft hat, schafft es heute fast 90% der Kreationsarbeit“, so Penk. „Die Rolle und Kompetenz von Kreativschaffenden und Autorenschaft in einer Agentur verändert sich dadurch stark.“
Das erleben Mieke Haase und Alexander Müsgens in ihrem kreativen Schaffen in der Agentur loved genauso. Sie probieren bereits viel mit Text-To-Image Tools und integrieren AI stark in den eigenen kreativen Prozess. „Wegzudenken ist das alles nicht mehr. Es erstaunt und macht manchmal auch Angst, aber unsere Devise ist auszuprobieren. Let´s plAI!“, sagt Alexander dazu.
Chancen und Grenzen von AI in der Kreativbranche
Ganz obsolet ist die menschliche Kreativität nicht: „Gerade die kombinatorische Kreativität kann AI bereits sehr gut, während es bei der disruptiven Kreativität noch Bedarf gibt“, sagt Werner Bogula. So kombiniert beispielsweise eine Text-to-Picture-KI DALL-E zwar durch einen Prompt verschiedene Kunstepochen mit Zeichenstilen, sie ist aber nicht in der Lage eine neue Kunstepoche zu erfinden. Umgekehrt schafft es beispielsweise das Tool Aleph Alpha, von „Image to Text“.
In einem Punkt jedoch sind sich die Expert*innen und das Publikum beim Creativ Panel und dem deutschen Werbefilmpreis einig: Der Einsatz von KI hat Einfluss auf unser aller Arbeit. Die Frage bleibt nur, wie stark und ob die Kreativbranche adäquat darauf reagieren kann? Welche Regelungen und Gesetze müssen geschaffen werden oder gibt es andere regulative Möglichkeiten und Notwendigkeiten?
Aktuell wird die Technologie von den Expert*innen als Unterstützung und Ergänzung zur menschlichen Kreativität gesehen und bietet neue Möglichkeiten für die Umsetzung von Ideen. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass der menschliche Input nach wie vor unverzichtbar bleibt und dass KI keine menschliche Kreativität ersetzen kann. Insgesamt lässt sich sagen, dass die Entwicklung von KI in der Kreativbranche noch am Anfang steht und es noch viele unentdeckte Möglichkeiten gibt. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich die Technologie weiterentwickeln wird und welche Auswirkungen sie auf die Branche haben wird.

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