Batch 1 unseres Inkubators MEDIA LIFT ist mit dem Graduation Pitch erfolgreich zu Ende gegangen. Die teilnehmenden Teams kamen zur Abschlussveranstaltung auf der Hamburger Sternschanze zusammen und präsentierten ihre innovativen Geschäftsideen einem Publikum aus Start-ups, Investoren, Förderern und Akteuren aus der Hamburger Medien- und Digitalbranche. Wir fassen für euch den Abend zusammen.
Hinter den MEDIA LIFT-Teams liegen 18 Wochen voller Workshops, Coachings, Praxis-Tests und individuellem Mentoring. Viereinhalb Monate mit jeder Menge Arbeit, aber vor allem eine Zeit mit tollen Erlebnissen und Erfahrungen, von denen die Teilnehmer*innen noch lange zehren werden. Zu diesem Fazit kamen die Programmmanager*innen Nyasha Busse und Marc Eppler, die die Abschlussveranstaltung des Inkubators gemeinsam mit nextMedia.Hamburg-Leiterin Nina Klaß eröffneten und im Vorfeld der Graduation Pitches auf die erste Runde MEDIA LIFT zurückblickten. Kreative Brainstormings, diverse Konferenzbesuche und natürlich jede Menge Post-its hätten die intensive Inkubator-Zeit geprägt und dabei geholfen, die Geschäftsideen auf ein neues Level zu heben: Wo am Anfang viele innovative Ideen gewesen seien, stünden jetzt ausdifferenzierte Produkte und Geschäftsmodelle.

Wallie. denkt Mobile Wallet Marketing neu
Team Wallie. eröffnete die Pitchrunde, indem es die Vorteile elektronischer Boarding-Pässe aufzeigte und auf die native Wallet-App hinleitete, die das Team nutzt, um Gutscheine, Rabatt-, Stempel-, Mitgliedskarten, Eventtickets und vieles mehr zu digitalisieren. Die Ideenentwickler wollen so einen neuen, einfach zu bespielenden Touchpoint für Marken entwickeln, welcher via Geo-, Zeit- oder Beacon-Triggern genau zur richtigen Zeit und am richtigen Ort die passende Nachricht ausspielt. Ganz nach dem Motto: Ein Pass für alle(s). Der Vorteil für die Konsumierenden: Sie bekommen weniger irrelevante Werbung, sodass am Ende nur Inhalte ausgespielt werden, die wirklich Mehrwert bieten und somit ein positives Markengefühl erzeugen. Die Kundschaft könnte somit quasi einen persönlichen Shoppingassistenten erhalten, welcher an Rabattangebote erinnert, Guthaben verwaltet, Service-Informationen ausgibt und Treueprogramme strukturiert. Für das Team, das sich aus Vertretern der Medienproduktionsagentur Albert Bauer Companies zusammensetzt, gehe es im nächsten Schritt nun darum, das Produkt marktreif zu machen.

SPACE WALK bekämpft VR-Kinderkrankheit
Eine solche ist auch für das Team SPACE WALK interessant, das mit seiner sogenannten „Redirected Walking“-Technologie, an der Teammitglied Eike Langbehn im Zuge seiner Doktorarbeit geforscht hat, das VR-Phänomen der Motion Sickness, also der aufkommenden Übelkeit in virtuellen Welten, nachhaltig reduzieren unsd das natürliche Gehen in Virtual Reality ermöglichen will. Entscheidend dabei sind zwei Techniken: Zum einen nutzt Space Walk eine Wahrnehmungsschwelle aus – eine Abänderung von fünf Grad pro Meter, die der menschliche Körper nicht wahrnehmen kann. Der zweite Trick: Es werden Räume überlappt, die durch das eingeschränkte Sichtfeld vom menschlichen Auge nicht erfasst werden können. Das Resultat: VR-Nutzer*innen haben den Eindruck sich stetig in einem Umfeld zu bewegen, dass ihnen deutlich größer erscheint, als es in Wirklichkeit ist. Damit ist diese Technologie für viele Arten von VR-Inhalten interessant und könnte im Games-, Architektur-, Tourismus-, aber auch im Marketing- und Storytelling-Bereich Anwendung finden. Die Frage, die es für die Entwickler*innen während des Inkubators also vor allem zu beantworten galt, lautete: Wie machen wir aus der Technologie ein Geschäftsmodell? Mit ihrem storygetriebenen Rätselspiel Laika ist nun ein Ansatz gefunden, mit dem die Gründer*innen vom Technologie-Vorsprung, der ihnen durch die neu entwickelte Fortbewegungsmethode ermöglicht wird, auch geschäftlich profitieren können. Neben der Gründung einer Kapitalgesellschaft gelte der Fokus nun der Fertigstellung eines Prototyps, damit der Testbetrieb endgültig starten könne. Der Markteintritt sei vorerst für Juli 2021 geplant, könnte sich aber durch Förderungen deutlich beschleunigen.

NewsSeam ordnet die Informationsflut mit KI
Als drittes durfte das Team NewsSeam auf die Bühne, dessen Team-Mitglieder mittels KI-Algorithmen die Möglichkeit schaffen, automatisch Zeitleisten zu gewünschten Medien und Themen zu generieren. So soll verhindert werden, dass Leser*innen beim Lesen von Ereignisketten über einen längeren Zeitraum schnell den Überblick über die gesamte Thematik verlieren. Mithilfe der NewsSeam-Technologie soll auch der Problematik der Fake-News und Filterblasen entgegenwirkt werden, da aktuelle Geschehnisse so in den zeitlichen und thematischen Kontext eingeordnet werden und ein ganzheitlicher Zugang zu komplexen Themen erleichtert wird. Die Medienpartner gewinnen im Gegenzug Leser*innen nicht nur für neue, sondern auch für vergangene Artikel: Alter Content kann als Teil eines aktuellen Themenstrangs relevant gehalten und remonetarisiert werden. Der Fokus der jungen Ideenentwickler lag in den vergangenen Monaten vor allem auf der technischen Umsetzung dieser Idee. Schon in Kürze sei mit der Fertigstellung des Prototyps zu rechnen, mit der das Team den ersten Meilenstein in der Entwicklung erreichen würde.

Female Leadership Academy fördert Empowerment für Frauen mit digitalen Tools.
Einer kurzen Verschnaufpause, die vor allem zum Netzwerken genutzt wurde, folgte Vera Strauch, ihres Zeichens Initiatorin der Female Leadership Academy. Gemeinsam mit ihrem Team begleitet sie Organisationen über längere Zeiträume (zwei bis 24 Monate) dabei, Frauen in Führungspositionen und auf dem Weg dahin zu fördern. Durch einen Blended-Learning-Mix aus Onlinekursen, Podcast- und Videocontent, Mastermindgruppen, webinargestütztem Mentoring, Live-Workshops und Beratung werden Einzelpersonen oder ganze Teams im Arbeitsalltag begleitet und unterstützt. Ein Team aus Trainer*innen stehe nicht nur Teilnehmenden, sondern auch Unternehmensentscheider*innen bei strategischen Fragestellungen mit fundierten Beratungskonzepten zur Seite und stoße so New-Work-Prozesse an, die letztlich dem gesamten Unternehmen zugutekämen. Das holistische Konzept sei bezahlbar, einfach zu implementieren und schaffe neue Wege für neues Arbeiten, sei aber vor allem auch auf andere Zielgruppen übertragbar. „Wir wollen kräftig wachsen und langfristig nicht nur Angebote für Frauen, sondern auch für Männer entwickeln“, lautete die Botschaft, die Vera Strauch verkündete.

BotTalk verbessert die Qualität von Skills
Auch Team BotTalk, das schon nach zehn Wochen im Inkubator so weit war, in den next media accelerator aufgenommen zu werden, zeigte sich an diesem Abend mit seiner Geschäftsidee, die der Devise „Converting Readers into Listeners“ folgt. Das junge Start-up macht Voice-Plattformen wie Amazon Alexa und Google Assistant für Publisher technisch erreichbar und ermöglicht ihnen, Content und digitale Produkte auf Sprachassistenten zu platzieren. Die Plattform habe dafür eine sehr beliebte Mark-up-Sprache für Voice-Content erstellt, die heute bereits über 800 Entwickler*innen weltweit nutzen und mit deren Hilfe mehr als 2.500 Alexa Skills und Google Actions entstanden seien. Besonders beliebt bei Nutzer*innen: Sportergebnisse oder Wirtschaftsmeldungen, die per Stimme vermittelt werden. Als Teil von Batch 9 des next media accelerator suche das Team nun im nächsten Schritt nach Investoren, so die Gründer.

WUNDERPARC holt Hollywood nach Hamburg
Die Präsentation von Team WUNDERPARC rundete den Abend auf der Hamburger Sternschanze schließlich ab. „Hollywood wird Hamburg lieben“ – nicht weniger versprachen die Teammitglieder Martin Jann, Joachim Diepstraten und Michael Hartmann, die mit ihrem Programm die Erstellung von 3D-Landschaften für Filme und Computerspiele automatisieren. Eine große Herausforderung seien die in diesem Bereich häufigen dreidimensionalen Naturdarstellungen, da 3D-Artists für deren Umsetzung viel technisches Wissen, künstlerische Fähigkeiten und langjährige Erfahrung benötigen. WUNDERPARC greift hier mit einer neuen Technologie ein und erstellt aus einem zweidimensionalen Bild einer Landschaft automatisch eine 3D-Szene, die in gängigen 3D-Applikationen geladen und weiter bearbeitet werden kann. Der größte Aufwand, nämlich die Szene manuell zu bauen, fällt damit weg. Wie das gelingt? Mithilfe neuronaler Netze, die relevante Informationen auslesen und in Sekunden auf neue Szenerien übertragen können. Sollten diese auch in der Film-Produktion eingesetzt werden, könnte das WUNDERPARC-Programm so einen erheblichen Teil an Produktionskosten einsparen – und damit mehrere Millionen Euro.

Dieser Abschluss des Graduation Pitches war für die sechs Teams allerdings erst der Anfang. Direkt im Anschluss an die Vorträge waren die Teilnehmer*innen gleich in Gesprächen mit den Gästen vertieft. Das Interesse der Gäste war enorm, sodass die Teams vor lauter Fragen kaum Luft holen konnten. Sicherlich ging es dabei auch um weitere potenzielle Fördermöglichkeiten, die sich für die Teams von Batch 1 in den nächsten Wochen noch ergeben könnten. Wir sind uns sicher: Der Graduation Pitch wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir von Wallie., SPACE WALK, NewsSeam, Feamle Leadership Academy, BotTalk und WUNDERPARC gehört haben.

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