Media Lift: Wie Duckling die Journalist*innen von Morgen ausbildet

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Wie können Nachwuchsjournalist*innen ihr Handwerk lernen, und das jenseits von Hochschule und Volontariat? Dazu hat ein junges Start-up eine spannende Idee entwickelt: Duckling. Eine Social-Media-Plattform, bei der qualitative Berichterstattung im Zentrum steht.

Medienkompetenz und der Umgang mit Social Media sind zwei Themen, die nicht selten nah beieinander diskutiert werden. Die Möglichkeit, dass eine Social-Media-Plattform dabei helfen könnte, die Medienlandschaft der Zukunft besser zu gestalten, fällt dabei allerdings eher selten. Das Team von Duckling möchte das ändern – mit einer Social-Media-Plattform, die es Jugendlichen ermöglichen soll, selbst zu Berichterstatter*innen zu werden. Und gleichzeitig zu lernen, Geschichten mit Mitgefühl und journalistischen Werten zu erzählen.

Duckling ist eine von fünf Geschäftsideen, die wir im vierten Batch unseres Inkubators Media Lift fördern. Media Lift ist unser Inkubator zur Förderung innovativer Geschäftsideen an der Schnittstelle von Content und Tech.

Passend zur Mission von Duckling, mit Nachwuchs-Journalist*innen eine positivere Medienlandschaft zu schaffen, hat sich das Team des Startups bei einer Fellowship für konstruktiven Journalismus an der Universität Aarhus kennengelernt: “Unsere Aufgabe während der Fellowship war es, Wege zu finden um Journalismus besser zu gestalten”, sagt Bjarke Calvin, Co-Founder von Duckling. “Während der Fellowship haben wir über viele Herangehensweisen gesprochen, in unseren Gesprächen hat sich die Idee hinter Duckling dann ganz organisch herausgebildet.”

Eine Social-Media-Plattform mit einer neuen Zielsetzung

Und die Idee hinter der Plattform ist erstaunlich simpel – mit einigen gravierenden Unterschieden. Denn während Plattformen wie Instagram bereits verstanden haben, dass es für zukünftige Generationen keine klare Grenze mehr zwischen der Erstellung und dem Konsum von Content mehr geben wird, und ihre Apps dementsprechend gestalten, setzt sich Duckling ein ganz anderes Ziel.

“Das primäre Ziel von Social-Media-Plattformen ist heutzutage der Verkauf von Produkten”, so Calvin. “Wir sind daran interessiert, Menschen dabei zu helfen, einfühlsame Geschichten zu kreieren. Wenn man die Duckling-App installiert und damit anfängt, zu posten und Inhalte zu teilen, wird man zunächst eine ganz ähnliche Erfahrung wie auf Apps wie Instagram haben. Aber was man dabei fühlt, wenn man nach Content stöbert, wird ganz anders sein. Denn unsere Community strebt danach, authentischere und menschlichere Geschichten zu erzählen – und unser Algorithmus favorisiert daher auch anderen Content.“

Nicht-linearer Content-Konsum

Der Grund für die Zielsetzung von Duckling folgt wie selbstverständlich daraus, wie neue Wege der Mediendistribution auch den Konsum von Content verändert haben. “Der größte Unterschied zu früheren Generationen ist, dass der Konsum und die Kreation von Medien heutzutage nahezu gleichzeitig geschieht”, sagt Calvin. “Man schaut sich ein Video auf TikTok an und erstellt dann eine eigene Version, und so geht es dann immer weiter. Ein weiterer Unterschied ist, dass der Konsum von Medien mittlerweile immer mehr nicht-linear vonstatten geht. Medien zu konsumieren ist heutzutage so, als würde man sich durch einen Strom aus Millionen von kleineren Stories bewegen, und alle nehmen ihren eigenen Weg durch dieses Ökosystem. Im Gegensatz zu früher, wo die Zeitung für alle die gleiche war.”

Eine gravierende Veränderung, die sich auch in dem Verhältnis zwischen Autor und Medium widerspiegelt: “Wir überdenken gerade fünf zentrale Merkmale von Medien: Erschaffung, Eigentümerschaft, Monetarisierung, Entdeckung und Moderation. Die Entstehung von Blockchain-Technologien, NFTs und der Web3-Infrastruktur war die Antwort, auf die wir mit unserer Vision für Duckling gewartet haben. Blockchain erlaubt es uns, ein dezentralisiertes Mediennetzwerk aufzubauen, in dem Menschen aus aller Welt gemeinsam an interaktiven Stories arbeiten, in dem sie ihre eigene Arbeit besitzen und wir sie gemeinsam monetarisieren. Duckling ist ein Ort, an dem Menschen mit Hilfe von Algorithmen aufschlussreiche Geschichten mehr Aufmerksamkeit verschaffen und die falschen Geschichten aussortieren.”

So soll sich die App finanzieren

Um sich zu finanzieren setzt Duckling auf ein Freemium-Model: User*innen können entweder durch regelmäßige Abo-Zahlungen auf Funktionen der App zugreifen, oder die App durch das Erfüllen von Story-Challenges und Content-Moderation umsonst nutzen. “Wir sind sehr inspiriert von der Welt des Gamings, wo Tokens genutzt werden, um Premium-Features freizuschalten und man die Wahl hat, Tokens gegen Bezahlung zu erwerben oder sie durch Handlungen freizuschalten”, sagt Bjarke Calvin. “Unser zweiter Revenue Stream ist Werbung, aber mit einer etwas anderen Ausrichtung als auf anderen Social-Media-Plattformen. Wenn beispielsweise Adidas wissen möchte, wie Teenager*innen über Sneaker sprechen, können sie unserer Community ein Angebot machen. Wenn die Community das Angebot annimmt, bekommt Adidas Zugang zu exklusiven Stories – und unsere Community bekommt einen Teil der Einnahmen.”

Die nächsten Schritte für Duckling

Für die Zukunft zielt das Team von Duckling darauf ab, die App mit Mixed- und Augmented Reality-Elementen noch immersiver zu gestalten: “Wir möchten gerne die Plattform werden, auf der man die Geschichten entdecken kann, die um einen herum entstehen”, meint Bjarke Calvin. “Das kann eine Schule sein, oder der Strand, an dem man zum Paddle Boarding gefahren ist, ein Hang-out-Spot für nach der Schule oder einfach ein Ort, an dem man vorbeigeht. Mit Geo-Location und AR wäre man in der Lage, die Geschichten zu erleben, die von anderen User*innen an einem Ort hinterlassen worden sind. Wie eine Art PokémonGo für Storytelling.”

Derzeit ist das Team von Duckling dabei, die App über die nächsten Monate an dänischen High Schools einzuführen. “Es ist wirklich wichtig, dass der erste Content, der auf unserer App entsteht, gut ist. Denn er wird den Ton für unsere Communities angeben”, so Calvin. “Dafür benutzen wir eine vereinfachte Version unserer App. Der nächste Schritt ist dann, eine vollständige Version der App zu entwickeln, aber bevor wir so weit sind, müssen wir noch mehr finanzielle Mittel aufbringen.”

Media Lift und der Hamburger Standort

Für die nächsten Schritte von Duckling ist der Inkubator Media Lift von zentraler Bedeutung: “Als Team haben meine Mitgründerin Kamilla und ich einen starken Background im Journalismus und dokumentarischem Storytelling”, sagt Calvin. “Daher denke ich, dass wir als Medienunternehmen auch etwas Besonderes zu unserem Batch beitragen können. Im Gegenzug haben wir viel von den anderen Startups mit einem Tech-Schwerpunkt lernen können. Generell ist Media Lift eine extrem nützliche Ressource, um strategisch über die eigene Geschäftsidee nachzudenken, wozu man in der Frühphase der Gründung, wenn Zeit und Geld knapp sind, nicht immer die Gelegenheit hat.”

Zusätzlich zu der Partnerschaft mit dänischen High Schools ist das Team von Duckling auch dabei, Partnerschaften am Hamburger Standort auszubauen, der für Bjarke Calvin viele einzigartige Vorteile bietet: “Ich habe viel Zeit in der Startup- und Medienszene in den USA verbracht und habe in der Vergangenheit mit Investor*innen aus dem Silicon Valley und New York gearbeitet”, sagt Calvin. “Ich denke, dass wir viel von ihnen lernen können. Aber gleichzeitig können sie auch viel von uns lernen. Generell bin ich der Meinung, dass die Medienlandschaft und unsere Demokratien in einer ganz anderen Verfassung wären, wenn Europa eine größere Position in der Medien-Startup-Welt einnehmen würde: Hier gibt es viel Geld und eine lange Tradition starker Demokratien und offener Dialoge. Unsere Arbeit in Hamburg hat diesen Glauben in mir bestärkt – hier gibt es große Chancen darin, sich mit anderen großen Städten in Nordeuropa zum nächsten großen Medien-Ökosystem zusammenzuschließen. Die geographische Nähe und die kulturellen Schnittpunkte legen das schon nahe.”

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