Hielt auch einen zwölfminütigen Vortrag: Frederik Schröder (Managing Director bei knowhere GmbH).

12min.MEDIA #3 in der Zusammenfassung

Es war die bereits dritte Runde von 12min.MEDIA, bei der erneut drei kluge Köpfe aus der Hamburger Medien- und Digitalbranche jeweils eine Medieninnovation vorstellen durften. Die Herausforderung: Die Speaker hatten nur je zwölf Minuten Zeit, um das Publikum für ihren Case zu begeistern. Wir haben die Key-Learnings der Vorträge für euch zusammengefasst.

Rund 150 Gäste versammelten sich am 25. Oktober in den Ruby Hans Workspaces, um einen Eindruck davon zu bekommen, was die Medienbranche in Hamburg derzeit bewegt. Als offizieller Partner konnten wir gemeinsam mit dem Team von 12min.me auch in der dritten Ausgabe von 12min.MEDIA drei spannende Media Worker als Referenten zum Thema „Media Innovation“ gewinnen. Auf der Bühne standen Constantin Buer (Business Development Podcast bei Online Marketing Rockstars), Frederik Schröder (Managing Director bei knowhere GmbH) und Marco Maas (Gründer und Geschäftsführer von Datenfreunde GmbH), die spannende Cases aus den Bereichen Podcasts, Künstliche Intelligenz und dem Internet der Dinge präsentierten. 

Podcasts sind das Netflix für die Ohren

Um Punkt 19:12 Uhr startete der erste Speaker. Constantin Buer ist ein echter Experte in Sachen Podcast. Er kümmert sich sowohl um den OMR-Podcast, der wöchentlich bis zu 17.000 Zuhörer zählt, als auch um die Vermarktung der OMR-Eigenproduktionen und die des Netzwerkes „Podstars“, für die er mit seinem Team mittlerweile 20 erfolgreiche Formate betreut. Buers These und zeitgleich Thema seines Vortrags bei 12min.MEDIA: Podcasts sind das Netflix für die Ohren. Der Vergleich bezieht sich weniger auf die Erfolgsstory des US-Unternehmens, sondern vielmehr auf die On-Demand-Nutzung, die in der Bewegtbild-Branche das lineare Fernsehen als wichtigstes Medium verdrängt hat. Podcasts sind laut Buer auf dem besten Weg sich im auditiven Bereich längerfristig durchzusetzen – das lassen zumindest derzeitige Zahlen aus den USA vermuten. Demnach hören im Land der unbegrenzten Möglichkeiten genauso viele Leute Podcasts wie Musik, die sie streamen. 

Gegenüber Amazon Prime und Netflix sieht Buer beim Audio-On-Demand einen großen Markt-Vorteil: „Die Produktion von Podcasts sind demokratischer – jeder kann sie machen“, so der Hamburger, der dabei auf die einfachen Einstiegsmöglichkeiten bei der Erstellung einer Audio-Datei hinweist. „Mikrofone sind günstig, die kostenlosen Schnittprogramme sind einfach zu erlernen, und wenn man nicht gerade wie Bugs Bunny klingt, kann man guten Content produzieren oder es zumindest versuchen.“ Die einfache Zugänglichkeit ist auch auf Konsumenten-Seite gegeben: „Jeder hat ein Smartphone, jeder Kopfhörer und jeder hat Datenverträge, bei denen das Datenvolumen integriert ist. Jeder kann es sich also leisten, auch größere Daten zu streamen, auch wenn man unterwegs ist.“ Der wohl größte Benfit von Podcats liege laut Buer aber in deren Vermarktung. Hierbei setzen die Online Marketing Rockstars nämlich nicht auf teuer vorproduzierte Werbung, stattdessen werden die Spots einfach von den Podcast-Hosts vorgelesen. Die Rechnung geht für die Online Marketing Rockstars auf: Die Kosten der nativ eingebetteten Werbung liegt bei null Euro bei gleichzeitigen Reichweiten von bis zu 350.000 Personen. 

KI-Chatbots haben großes Potenzial für Medienunternehmen

Als nächster Speaker war Frederik Schröder an der Reihe, seines Zeichens Experte für Chatbots und Messenger-Marketing sowie Gesellschafter der Entwickler-Agentur knowhere GmbH. Durch die Konzipierung und Umsetzung profitabler Kampagnen für Conversational Interfaces bündelt Schröder seine Kompetenzen aus den Bereichen Onlinemarketing und Technologieentwicklung. Mit Erfolg: In den vergangenen Jahren hat knowhere über 100 Chatbots für Websites, Facebook-Messenger oder WhatsApp umgesetzt. Vorbild für das junge Unternehmen ist der asiatische Markt, wo Chatbots längst nicht mehr als Spielzeug für technologiebegeisterte Kunden begriffen werden, sondern als lukratives Tool, auf dem vollständige Geschäftsmodelle aufgebaut werden können. Das zeigt insbesondere die chinesische App WeChat, über die täglich 38 Milliarden Kunden-Nachrichten an Unternehmen versendet und automatisiert beantwortet werden. 

Diese gigantischen Dimensionen haben Chatbots im deutschen Markt zwar noch nicht erreicht, wie groß das Potenzial von textbasierten Dialogsystemen aber auch hierzulande ist, verdeutlichte Schröder anhand einer aktuellen Umfrage, nach der 64 Prozent der Deutschen lieber mit einem Unternehmen chatten, als mit ihm zu telefonieren. Noch interessanter für Unternehmen aus dem Bereich Conversational Interfaces: 64 Prozent der Nutzer sind bereitwilliger, ein Produkt zu kaufen, wenn ein Unternehmen einen Chat als Kommunikationskanal anbietet. Chatbots steigern aber nicht nur den Umsatz, sie senken auch die Kosten innerhalb eines Unternehmens. Schröder dazu: „Jede Service-Anfrage, die von einem Menschen bearbeitet wird, kostet im Durchschnitt 42,50 Euro.“ Eine Misswirtschaft, zumal 80 Prozent der Fragen repetitiv sind und somit von einem Computer beantwortet werden können. Es scheint so, als würde ein Riese in Chatbots schlummern, der nur darauf wartet, geweckt zu werden.

Im Internet der Dinge ist Kontext der Kaiser

Komplettiert wurde das Speaker-Trio durch Marco Maas, der seit 1999 als selbstständiger Journalist in Hamburg arbeitet, geschäftsführender Gesellschafter und Datenjournalist bei Datenfreunde ist und 2009 begonnen hat, sich mit dem Themenkomplex Open Data/Linked Data zu beschäftigen. Dass Maas für das Thema brennt, zeigt ein Einblick in seinen privaten Haushalt, in dem er mit 130 Geräten ein Smart Home geschaffen hat. Laut Maas könnte schon bald die Mehrheit der Bundesbürger in einem solchen vernetzten Zuhause wohnen. Verantwortlich wären dafür nicht etwa die üblichen Verdächtigen, Amazon oder Google, sondern Ikea. Das schwedische Möbelhaus kündigte erst im Sommer an, in Kooperation mit Sonos, einem US-amerikanischen Hersteller von Audio-Unterhaltungselektronik, zu jeder verkaufen Kompletteinrichtung ein Element daraus mit smarten Speakern auszustatten. „Wir bewegen uns auf eine Umgebung zu, wo ich einfach mit der Erwartung einen Raum betrete, diesem eine Frage stellen zu können, die er mir beantwortet“, sagt Maas.

Was derzeit noch etwas nach Zukunftsmusik klingt, könnte angesichts der unglaublichen Geschwindigkeit, mit der Smart Speaker den Markt erobern, schon bald Realität sein. Hierbei zieht der Datenjournalist einen spannenden Vergleich: „Es hat 70 Jahre gedauert, bis 50 Millionen Menschen ein Telefon hatten. Es hat ein Jahr gedauert, bis 50 Millionen eine smarte Box zuhause stehen hatten.“ Inzwischen beläuft sich die Zahl der Besitzer von Alexa, Google Home und Co. auf 100 Millionen. Neben der Steuerung durch das Internet der Dinge sprach Maas auch über die Veränderung des Medienkonsums mit smarten Geräten. Hierbei könnte ein neues Ausspielverfahren von Google Home Hub, einem Google-Lautsprecher mit Display, für einen radikalen Wandel sorgen. Bei den sogenannten Single Topic News wird das Gerät nämlich von Google mit einzelnen Themen-Bausteinen versorgt, nach denen der Nutzer noch nie im Internet gesucht hat. Heißt: Wird der Google Home Hub beispielsweise nach Donald Trump gefragt, liefert das Gerät nur Informationen, die der User noch nicht kennt. Im deutschsprachigen Raum werden die Single Topic News noch nicht ausgespielt, es wird jedoch nur eine Frage der Zeit sein, bis auch wir auf jede Frage eine neue Antwort hören dürfen.

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