nextMedia.Hamburg-Leiterin Nina Klaß (m.) im Gespräch mit Stefan Ottlitz (l.) und Christian Heise (r.) Fotocredit: Laura Müller

Artificial Storytelling Camp @ NEXT Conference

Mit namhaften Gästen und spannenden Diskussionen rund um das Thema Künstliche Intelligenz startete das Artificial Storytelling Camp am 21. September im Rahmen der NEXT Conference. Der dicht besetzte Bühnenraum im Copper House nahe der Reeperbahn lockte mehr als 100 Gäste an. Mit den drei Streams Text, Visual und Speech legten die Sprecher ihre Schwerpunkte, die die Einsatzpotenziale von KI im Storytelling von verschiedenen Blickwinkeln beleuchteten.

Nach einigen Begrüßungsworten von nextMedia.Hamburg-Projektmanagerin Nyasha Busse trat Dr. Carsten Brosda auf die Bühne des Artificial Storytelling Camp. Der Senator für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg hob gleich zu Beginn hervor, dass Schöpfertum und Künstliche Intelligenz nicht mehr so weit auseinanderliegen würden, wie man es vor Jahren noch gedacht hatte. „Lange galt die Meinung, dass das Imitieren von menschlicher Kreativität der allerletzte Aspekt von KI wäre, der überhaupt möglich ist. Das ist heute nicht mehr so der Fall“, so Brosda, der zudem auf die Möglichkeit einer Koexistenz von KI und menschlicher Kreativität hinwies – beides würde im öffentlichen Diskurs eher in Konkurrenzpositionen gerückt werden. „KI wird den Journalismus, so wie wir ihn kennen, stärken. Dadurch ergeben sich kreative und kommerzielle Vorteile“, bemerkte der Senator.

Im Anschluss an die Eröffnungsrede stand ein mit Spannung erwarteter Fireside Chat an: Nina Klaß, Leiterin von nextMedia.Hamburg, moderierte das kompetent besetzte Gespräch mit Stefan Ottlitz, Produktchef von SPIEGEL/SPIEGEL ONLINE, und Christian Heise, Google News Product Partnerships Manager bei Google. Kern der Diskussion war das Verhältnis zwischen Nutzen und Regulierungsbedarf von Roboterjournalismus. „Sollte durch eine KI produzierter Content markiert sein?“ war dabei eine der grundsätzlichen Fragen. Ottlitz und Heise waren sich einig, dass differenzierte Richtlinien für automatisiert erstellte Texte gelten sollten. Die Herausforderung dabei, sei die hohe Leser-Erwartung an KI-Inhalten. Viele Leser würden eine absolute Objektivität erwarten, wenn der Autor kein Mensch, sondern eine Maschine sei. Den Anspruch an eine allgemeingültige Wahrheit könnten aber auch Algorithmen nicht erfüllen, gab Ottlitz zu bedenken.

Eine KI-Stimme leitete die erste Präsentation ein und begrüßte die Poetry Slammer Fabian Navarro und Selina Seemann. Als thematischen Schwerpunkt hatten die beiden Autoren den Eloquentron3000 im Gepäck – eine KI-basierte Software, die imstande ist, poetische Texte zu produzieren. Mit teils dadaistisch anmutenden Wortgebilden wie „Warum knuspern wir heute nicht mehr?“ oder „Erwachsenwerden heißt Brunchen“ sorgten die beiden Poeten für Gelächter im Publikum. Außerdem demonstrierte die Text-KI seine endlosen Kapazitäten für neue Text-Inhalte: Auf Knopfdruck generierte der Eloquentron3000 einhundert einzigartige Kurzgedichte zum Thema Existenzialismus, zugeschnitten auf eine freiwillige Person aus dem Publikum.

Agnieszka Walorska, Digital-Vordenkerin und KI-Expertin, folgte mit einem inhaltlich abwechslungsreichen zweiten Slot des Nachmittags. Besonders überraschend war eine Demonstration der visuellen, technischen Möglichkeiten von KI: Auf den Event-Bildschirmen lief ein Video-Statement vom ehemaligen Präsident der USA, Barack Obama. Das Besondere: Der Clip mit dem Friedensnobelpreisträger wurde so nie gefilmt. Möglich machte dies eine KI, die mit diversen Nahaufnahmen Obamas gefüttert wurde, und aus diesen Daten ein komplett neues Video produzierte.

Den Abschluss des Artificial Storytelling Camps übernahm Tim Kahle. Der diplomierte Medienökonom ist Experte für Sprachassistenten-Software und auditive Interfaces. Zu Beginn seines Vortrags betonte er die zunehmende Relevanz von Sprachassistenten in der zukünftigen Medienlandschaft. Laut dem Hamburger würden 50 Prozent aller Online-Suchanfragen im Jahr 2020 ohne Bildschirme erfolgen. Kahle merkte an, dass Voice nicht nur eine neue Plattform ist, sondern ein ganz neues Interface-Ökosystem. Demnach sei die Verzahnung von Haushaltsgeräten und mobilen Geräten in technischer Hinsicht bereits in vollem Gange. Zusätzlich entwickeln nahezu alle relevanten Digitalkonzerne weiterhin an Siri, Alexa, Cortana & Co. Kahles Prognose: In naher Zukunft führt kein Weg an Sprachassistenten vorbei, da diese im Vergleich zu anderen Eingabemöglichkeiten schneller, einfacher und bequemer sind.

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