„Dieses Programm hat eine Benchmark gesetzt”
Warum wir unbedingt öfter über Branchengrenzen hinweg denken und gemeinsam an Projekten arbeiten sollten, zeigt das Ergebnis von Content Foresight: Eine spielerische AR-Anwendung für die Bewegungsförderung von Kindern. Im Rahmen unseres Programms haben Vertreter*innen der Content- und Health-Branche die Vorteile interdisziplinärer Zusammenarbeit genutzt und in kürzester Zeit einen gemeinsame Prototypen entwickelt. Mit dabei waren BKK VBU, Carlsen Verlag und MaibornWolff.
Tim ist zehn Jahre alt und liebt es, sich mit seinem virtuellen Meerschweinchen zu duellieren: Gemeinsam treiben sie Sport und pushen sich gegenseitig zu neuen Bestleistungen. Tims tierischer Kumpel stellt ihm dabei regelmäßig neue Sportarten und Spiele vor, macht gemeinsam mit ihm die Übungen seiner Lieblingssportler*innen nach und zeigt, was er essen sollte, um sich gut zu fühlen. Gemeinsam werden sie Spiel für Spiel stärker und erarbeiten sich Anerkennung im Freundeskreis. Ein Szenario, das schon bald Realität sein könnte und das Ergebnis einer Projektarbeit ist, die im August startete und in nur acht Terminen einen ersten Prototyp hervorgebracht hat. Unternehmensvertreter*innen von BKK VBU, Carlsen Verlag und MaibornWolff haben eine Bewegungs-App für Kinder entwickelt, die bewegungsfördernd wirkt, indem sie die jungen Nutzer*innen zu Aktionen und Sportübungen animiert. Das Herz der Idee sind personalisierte Tier-Avatare, die via AR-Technologie im Kinderzimmer erscheinen und spielerisch mit den Kindern interagieren.
Motivation durch Neugierde wecken
Ein Ansatz, in dem Ellen Zimmermann, Innovationsmanagerin der BKK VBU, vor allem für Krankenkassen ein sehr großes Potenzial sieht – auch aufgrund der sehr jungen Zielgruppe: „Mit unseren Präventionsmaßnahmen erreichen wir häufig die, die sowieso schon sportaffin sind oder Lust auf gesunde Ernährung haben. Ich zitiere hier gerne den Spruch ‚Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr‘. Folglich gilt auch: Je eher Personen lernen, sich zu bewegen und gesund zu ernähren, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie dieses Verhalten in ihrem späteren Leben beibehalten.” Dass Angebote wie diese dringend notwendig sind, belegen auch mehrere Studien. So zeigte beispielsweise eine Langzeitanalyse der WHO, dass sich in Deutschland 80 Prozent der Kinder zu wenig bewegen. Zahlen, die bereits aus dem letzten Jahr stammen und in Zeiten der Corona-Pandemie weiter gestiegen sein dürften. Die kindliche Neugierde müsse daher unbedingt auf sinnvolle und gesunde Angebote gelenkt werden, so Zimmermann: „Kinder sind neugierig auf alles. Diesen Effekt müssen wir uns zu Nutze machen.”
Einer, der weiß, wie das geht, ist Dr. Markus Dömer, Head of Business Development & AR/VR Tech Hub beim Carlsen Verlag und ebenfalls Teilnehmer an Content Foresight Health: „Kinder wollen sich nichts erklären lassen, sie wollen einfach machen. Und das muss man berücksichtigen. Sie brauchen einen originären Spaß – das ist das zentrale Ding, sie müssen davon eingenommen werden.”
Foresight-Methoden als Grundlage eines gelungenen Konzepts
Machen ist ein ganz wichtiges Stichwort, das auch zum Entwicklungsansatz Design Thinking passt, der den Teilnehmer*innen im zweiten Modul des Innovationsprogramms begegnete und Teil einer großen Auswahl an Methoden und Werkzeugen der Zukunftsforschung war, mit denen während des gesamten Projektverlaufs gearbeitet wurde. Die Foresight-Methoden schafften zuvor überhaupt erst die Voraussetzungen, um mit lösungsorientierten Innovationsmethoden fortzufahren und die unterschiedlichen Perspektiven der Beteiligten methodisch angeleitet zusammenzuführen. Ein Konzept, das voll aufgegangen ist, berichtet Dömer: „Dieses Programm hat eine Benchmark gesetzt und bewiesen, dass interdisziplinäre Zusammenarbeit wirklich Sinn macht. Die Arbeit hier hat außerdem gezeigt, dass sich Kreativprozesse durchaus digital im Originären gestalten lassen und auch persönliche Nähe aufgebaut werden kann, wenn sich alle darauf einlassen.”
Während der Carlsen Verlag vor allem seine Erfahrung mit Inhalten und Storytelling für Kinder einbrachte, kamen Informationen über notwendige Bewegungsabläufe und Voraussetzungen für eine Förderfähigkeit des angedachten Produkts von der BKK VBU. MaibornWolff warf indes sein technisches Know-How in die Runde und zeigte sich für die technische Umsetzung des AR-Prototyps verantwortlich. Das Zusammenspiel der verschiedenen Branchen und die Heterogenität der Gruppe sei für den Erfolg des gemeinsamen Vorhabens essentiell gewesen, führt auch nochmal Lena Renkl, Customer Relationship Development – Manager Sales Projekte bei MaibornWolff, aus: „Es hat super viel Spaß gemacht, mit neuen Branchen in Berührung zu kommen. Ich habe sehr viel über die Arbeit der Krankenkassen gelernt und erfahren, wie man Inhalte kindgerecht aufbereitet. Eine tolle Erfahrung.”
Das Projekt habe vor allem in den letzten Wochen nochmal richtig große Schritte gemacht, ergänzt Lena Renkl: „Die letzte Phase war total cool und hat unsere Erwartungen übertroffen. Auf einmal hatten wir diesen Wow-Effekt, in dem klar wurde: Das ist ja richtig cool, was wir hier machen. Wir hätten ehrlicherweise nicht erwartet, dass am Ende ein Ergebnis rauskommt, an dem alle Interesse haben weiterzuarbeiten.” In den nächsten Wochen müsse nun entschieden werden, wie es mit dem Projekt weitergeht. Das Interesse aller Teilnehmer*innen an einer weiteren Zusammenarbeit ist jedenfalls vertieft. Und wer weiß: Vielleicht spielt Tim demnächst ja wirklich schon mit seinem virtuellen Avatar und treibt gemeinsam mit ihm Sport. Der Prototyp steht jedenfalls schon und stellt die Grundlage.
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