Idit Biton ist am 7. März bei der #NWX19 zu Gast.

#NWX19-Panelistin Idit Biton über Innovationsprozesse in Israel

Idit Biton ist CEO der Boost Academy, Innovationsmanagerin bei der Pilat Group und gleichzeitig Senior-Partnerin von SIT-Systematic Inventive Thinking. Die Kombination dieser Funktionen macht sie zur absoluten Expertin im Hinblick auf Innovationsprozesse und -strategien. Am 7. März wird die Israelin am nextMedia.Hamburg-Panel auf der New Work Experience von XING teilnehmen und den Einfluss des Innovationsbedarfs auf unsere Arbeitskultur diskutieren. Wir haben uns im Vorfeld der #NWX19  mit ihr unterhalten.

Sie sind eine Verfechterin der Methode Systematic Inventive Thinking (SIT), die den scheinbaren Widerspruch zwischen Kreativität und soliden Strukturen löst und auf der Annahme basiert, dass Innovationen wiederkehrende Muster enthalten. Können Innovationen also geplant werden?

Sie können nicht nur geplant werden, sie müssen geplant werden! Der Mix aus den richtigen Menschen, den richtigen Werkzeugen, den richtigen Fähigkeiten und einer Innovationsinfrastruktur, die zu messbaren Ergebnissen führt, muss dringend einem Plan folgen. Dieser kann dabei helfen, Ziele festzulegen, sich auf jene zu fokussieren und Innovationsstrategien zu entwickeln.

Die Idee der SIT-Methode funktioniert ähnlich wie eine Suchmaschine, nur im Kopf der Menschen: Mit ihr kann auf eine völlig neue Art und Weise nach neuen Fähigkeiten gesucht werden. So steckt ein Großteil des Innovationspotenzials meist schon im Unternehmen selbst und ist bei seinen Angestellten zu finden. Innovation ist eines der wichtigsten Instrumente, die es gibt, um gute Mitarbeiter zu halten und sie an der Entwicklung des Unternehmens teilhaben zu lassen.

Sind Unternehmen trotzdem noch zu innovationsscheu, weil sie Innovationen als zu riskant und nicht als Teil der klassischen Unternehmenskultur ansehen?

Ich glaube nicht, dass das heute noch der Fall ist. Die Methoden, Werkzeuge und Theorien der Innovation, aber auch die Kultur der Unternehmen und die Organisationsmechanismen haben sich stark verändert. Es ist vielerorts eine wiederkehrende Struktur geschaffen worden, die hilft, Innovationen genauso gut zu managen wie andere, herkömmliche Projekte. Neue Ansätze wie die Lean-Start-up-Methode oder Begriffe wie MVP unterstreichen das. Um als Organisation weiterzukommen, sollte man in der Lage sein, Innovationen anzuwenden, nach schnellen Ergebnissen zu streben und so noch während des Innovationsprozesses das Risiko zu senken.

Sie arbeiten und lehren in Israel, einem Land, das als einer der größten Innovationstreiber der Welt gilt. Was macht Israel zum neuen Silicon Valley?

Ein wesentlicher Grund ist mit Sicherheit unser Wehrdienst, für den viele Jungen und Mädchen im Alter von 18 Jahren in Hochtechnologie-Abteilungen rekrutiert werden. Dort lernen sie das Entwickeln, Designen und Arbeiten mit fortschrittlichsten Technologien, weshalb diese Talente oft zu brillanten Ingenieuren reifen und später Start-ups und andere Unternehmen gründen.

Israel ist gleichzeitig aber auch führend in der Ausbildung von Menschen, die keinen akademischen Hintergrund haben. Diese können, mit Hilfe eines Bootcamps, das circa 300 bis 500 Stunden dauert, in kürzester Zeit zum Programmierer werden. Allein in Israel gibt es  über 10.000 fehlende Programmierer in den High-Tech-Unternehmen. Um diese Situation zu verbessern, gibt es mittlerweile mehr als 50 solcher Bootcamps, um diese Leute von Experten der Branche ausbilden zu lassen. Die Absolventen werden dann in der Regel sofort eingestellt, weil sie einfach benötigt werden.

Die Armee ist also ein großer Innovationstreiber, das Ausbildungssystem ist aber auch nicht unwichtig. Es bildet ein magisches Dreieck zwischen Industrie, Wissenschaft und potenziellen Mitarbeitern und hilft, den Aufbau und die Weiterentwicklung der Technologie zu unterstützen. Ich habe feststellen können, dass dieses Bildungs- und Ausbildungssystem heute noch früher ansetzt und auch schon in Schulen angewandt wird.

Sie gehören zu den Referenten der XING New Work Experience am 7. März in Hamburg. Im Rahmen der von nextMedia.Hamburg organisierten Podiumsdiskussion werden Sie diskutieren, inwiefern der Innovationsbedarf der Unternehmen unsere Arbeitskultur prägt. Halten Sie es nicht für noch wichtiger, sich über die Notwendigkeit von Innovationen im Hinblick auf den Wettbewerbsdruck auszutauschen? Was geschieht mit denen, die mit dem technologischen Fortschritt nicht Schritt halten können oder wollen?

Ich weiß, es klingt ein bisschen klischeehaft, aber ich bin mir nicht sicher, ob dieser Ansatz in der heutigen Welt überleben kann. Lassen Sie uns das Internet der Dinge als Beispiel sehen: Wir können es überall sehen. Nicht nur in intelligenten Städten, zu Hause und in Autos. Wir sehen es im Einzelhandel, bei Banken und in der Lebensmittelindustrie. Es ist nicht mehr ein Privileg der High-Tech-Branche, moderneste Technologie zu nutzen und anzuwenden – es ist ein Werkzeug für jedes Unternehmen und jede Organisation. Und es gibt wirklich keine Möglichkeit dem zu entgehen. Neue Technologien werden heute zum Türöffner für die Nutzung von Produkten, Dienstleistungen und Problemlösungen. Es ist eine neue Sprache, die wir sprechen müssen, da wir sonst irrelevant werden. 

Unser Media Worker Report zeigte kürzlich, dass sieben von zehn Media Workern in den letzten fünf Jahren maßgeblich von der Digitalisierung ihrer Arbeitsprozesse beeinflusst wurden. Glauben Sie, dass technologische Innovationen die wichtigsten Treiber für zukünftige Veränderungen in der Arbeitskultur sein werden?

Bei unserer Boost Academy bereiten wir grundsätzlich nur auf Berufe vor, die in 15 Jahren auch noch existieren werden. Aber wir forschen auch, um die zukünftigen Bedürfnisse zu erforschen und zu verstehen, was uns als nächstes erwartet. Was wir dabei festgestellt haben: Digitale Transformation, Programmierung und Big Data sind nicht nur Teil unserer Zukunft, sondern jetzt schon Realität. Die Bedeutung dieser Bereiche wird dramatisch anwachsen. Aber das sind nicht die einzigen Versprechungen, die die Zukunft für uns hat: So wird es in Zukunft nicht mehr auf unser reines Wissen ankommen, sondern auf die Fähigkeiten, schnell zu lernen, Probleme zu lösen, kreativ zu sein, teamfähig zu sein und Personalverantwortung übernehmen zu können. Außerdem wird es in Zukunft immer mehr Arbeitsplätze geben, die nicht unbedingt technologisch getrieben sind. Es gibt wirklich viele interessante Dinge, auf die wir uns in der Zukunft freuen können.

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