Jeder zweite Befragte will nicht mehr als fünf Euro für Streaming-Dienste ausgeben.

Media Innovation Report – Teil 2

| | Bewegtbild

Während der erste Teil des Media Innovation Reports noch einen Generationskonflikt beim Bewegtbild-Konsum offenbarte und aufzeigte, dass die Hälfte Deutschen klassische Video-Formate durch neuere Technologien ersetzt, stehen im zweiten Abschnitt Streaming-Services im Fokus. Was sind die Deutschen bereit, für Video-on-Demand-Angebote auszugeben? Wie viele kostenpflichtige Streaming-Dienste nutzen sie überhaupt und wie steht die Mehrheit zu Interaktivität und lokalen Inhalten?

Video-on-Demand Angebote sind auf dem aufsteigenden Ast und gerade bei jungen Konsumenten sehr beliebt. Diese Vermutung bestätigte zuletzt der erste Teil des Media Innovation Reports, den nextMedia.Hamburg im Vorfeld des zehnten newTV Kongress, Hamburgs beliebtester und größter Bewegtbild-Konferenz, veröffentlicht hatte. Die neuen Bewegtbild-Technologien sind demnach die Zukunft des Video-Marktes und verdrängen zunehmend lineare Angebote wie das klassische Fernsehen. Der Zuspruch, den die Streaming-Dienste in jüngster Zeit erhalten, spiegelt sich jedoch nicht in der Zahlungsbereitschaft der Konsumenten wider, wie jetzt der zweite Teil der Studie aufzeigt.

So sind die Deutschen in Hinblick auf Video-on-Demand-Services immer noch sparsam: Knapp die Hälfte der Befragten (46 Prozent) gab bei der Befragung an, nicht mehr als fünf Euro für Streaming-Services zahlen zu wollen, während 36 Prozent die Preisspanne von fünf bis 15 Euro als angemessen erachten würde. Zu einer monatlichen Zahlung von 15 bis 25 Euro wären dagegen nur 13 Prozent der Befragten bereit, über 25 Euro würden nur fünf Prozent der Befragten zahlen wollen.

Diese geringe Zahlungsbereitschaft deckt sich mit der Erkenntnis, dass 59 Prozent der befragten Nutzer genau einen kostenpflichtigen Streaming-Dienst in Anspruch nehmen und von zusätzlichen Abonnements absehen. Entgegen einer weitverbreiteten Vermutung nutzt nur jeder dritte Konsument zwei kostenpflichtige Streaming-Services gleichzeitig. Der Anteil der Nutzer, die insgesamt drei Streaming-Services nutzen, liegt bei acht Prozent, mehr als drei Streaming-Services nutzt nahezu niemand (ein Prozent).

Die Deutschen sind also nicht bereit für Streaming viel zu zahlen, vor allem aber wollen sie den bezahlten Bewegtbild-Content werbefrei genießen: Für mehr als 35 Prozent kommt Werbung bei der Nutzung von kostenpflichtigen Streaming-Diensten überhaupt nicht infrage. Weitere 41 Prozent würden nur gegen eine Vergünstigung von mindestens 50 Prozent Werbung bei bezahlpflichtigen Streaming-Services akzeptieren. Geringe Vergünstigungen bis zehn Prozent sind für die meisten hingegen kein Grund, Werbung zu akzeptieren. 99 Prozent gaben an, dass sich bei diesem Preisnachlass ihre Haltung zu Werbung bei Streaming-Angeboten nicht verändern würde.

Skeptisch zeigen sich  die Nutzer auch gegenüber dem Thema  „interaktives Storytelling“,  bei dem sich zum Beispiel mit der Fernbedienung oder dem Smartphone der Verlauf einer Geschichte beeinflussen lässt. 61 Prozent sehen diesen Bewegtbild-Trend als uninteressant an. Nur die Gruppe der 18- bis 29-Jährigen zeigt zu 55 Prozent Interesse an interaktiven Bewegtbild-Formaten. Neben interaktiven Inhalten, setzen Streaming-Anbieter wie Netflix oder Amazon Prime Video neuerdings auch vermehrt auf lokale Inhalte, etwa Serien, die in Deutschland spielen. Für 83 Prozent der Befragten ist dieser Content jedoch kein Argument für den Abschluss eines Abos.

Insgesamt scheinen die Nutzerbedürfnisse klar: Streaming-Content soll möglichst günstig und werbefrei sein. Die Nutzer sind nur bei großen Preisnachlässen dazu bereit, Werbung in Kauf zu nehmen. Das geht mit der Erkenntnis einher, dass  sich die meisten Nutzer auf einen Streaming-Dienst beschränken. Bei interaktiven Elementen sind die Nutzer noch unentschieden, lokale Inhalte spielen bei einer Abo-Entscheidung dagegen eher keine Rolle.

Wie Anbieter von Video-on-Demand-Inhalten diese Ergebnisse bewerten und weitere spannende Fakten, Trends und Diskussionen zum Thema Bewegtbild erfahrt ihr am 28. März 2019 beim newTV Kongress, der sein zehnjähriges Jubiläum mit einer Neuausrichtung im Hamburger Oberhafen feiern wird. Tickets gibt es in den verschiedensten Preiskategorien gibt es hier. Die vollständige Pressemitteilung zur Studie findet ihr hier.

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