Vorsitzender der Geschäftsführung bei Studio Hamburg: Johannes Züll

Johannes Züll (Studio Hamburg) über den deutschen Film- und Fernsehmarkt

| | Bewegtbild

Johannes Züll ist seit Juli 2014 Vorsitzender der Geschäftsführung von Studio Hamburg, das sich national wie international für Film- und Fernsehen-Produktionen verantwortlich zeigt. Wir haben uns im Vorfeld des newTV Kongress mit dem Panel-Teilnehmer über den Einfluss von Streaming-Diensten auf den Produktionsmarkt sowie die Rolle neuer Bewegtbildtechnologien in der nahen Zukunft unterhalten.

Laut einer neuesten Produzentenstudie ist die Studio Hamburg Gruppe weiterhin der drittgrößte Bewegtbild-Produzent Deutschlands. Wie liefen die Geschäfte im abgelaufenen Jahr?

2018 war für Studio Hamburg mit einer Gesamtleistung von fast 300 Millionen Euro erneut ein hervorragendes Jahr, sowohl im kreativen Bereich, in dem wir viele neue Kunden gewonnen und viele Auszeichnungen erhalten haben, als auch im finanziellen Bereich. Wir konnten damit 2018 mit Wachstum erneut erfolgreich abschließen.

Während klassische, lineare TV-Angebote insbesondere bei der jüngeren Zielgruppe unbeliebter werden, befinden sich Video-on-Demand- und Streaming-Dienste im Aufwind. Das hat zuletzt auch der erste Teil unseres Media Innovation Reports bestätigt. Sie selbst produzieren sowohl für TV-Sender, als auch für Streaming-Dienste. Inwieweit macht sich der Wandel im Bewegtbild-Markt auch bei Ihnen bemerkbar?

Der große Wandel ist die stark steigende Nachfrage nach deutschen fiktionalen Inhalten durch immer mehr und neue Kunden. Während früher die Nachfrage fast nur von den Öffentlich-Rechtlichen kam, fragen heute RTL, aber auch die P7S1 Gruppe, Sky, Pay TV-Sender wie TNT und die Streaming-Plattformbetreiber fiktionale Stoffe an.

Gleichzeitig wird der Erfolg von deutschen Serien im Ausland stärker wahrgenommen, was wiederum die Nachfrage insgesamt ankurbelt. Serien wie Babylon Berlin, Das Boot oder Bad Banks, das von unserer Gruppe produziert wurde, haben hierzu maßgeblich beigetragen.

Welche Rolle spielen dabei neue Bewegtbildtechnologien und -formate wie Virtual Reality oder 360-Grad-Produktionen?

Wir sehen hier – leider – eher wenig Wachstum in diesem Segment. Vor allem nicht bei gescripteten Stoffen, vielleicht noch im Bereich Pre-Visualiserung, Gaming oder Education. Hier sind wir aber nicht präsent.

Was sind die größten Herausforderungen, vor denen Studio Hamburg als Produzent und Dienstleister in den nächsten Jahren stehen wird?

Im produzentischen Bereich heißt es Schritt zu halten mit dem Wachstum des Marktes und das bei in manchen Bereichen stark steigenden Kosten und Engpässen im Personalbereich.
Im Dienstleistungsbereich herrscht weiterhin extremer Margendruck und der Zwang zu kontinuierlicher Investition in neue Technologie, sei es cloudbasierte Lösungen oder UHD- und HDR- Lösungen. Als deutscher Film- und Fernsehmarkt besteht die Herausforderung, eine tragfähige Positionierung des lokalen Geschäfts im Verhältnis zu den globalen Plattformen zu finden.

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