Marius Thorkildsen (Schibsted) ist einer der Keynoter beim zehnten scoopcamp am 28. September 2018

Marius Thorkildsen beim scoopcamp

| | Journalismus

Zehn Jahre Trends, Tools und innovative Themen an der Schnittstelle zwischen Redaktion, Programmierung und Produktenwicklung: Das scoopcamp feiert am 27. September 2018 in der Hamburger Speicherstadt zehnjähriges Jubiläum. Im Rahmen der Innovationskonferenz für Medien von nextMedia.Hamburg und der Deutschen Presse-Agentur (dpa) wird unter anderem auch Marius Thorkildsen (Schibsted) eine Keynote halten. Wir haben im Vorfeld mit dem norwegischen Experten für Conversion über New Skills, der Vertrauenskrise in der Medienwelt und Innovations-Trends gesprochen.

Schibsted ist in über 30 Ländern aktiv; welcher Markt ist derzeit der spannendste? Wo passiert gerade am meisten?

Ich bin hauptsächlich mit der Arbeit von Schibsted media in Skandinavien vertraut, aber hier gibt es eine Menge aufregender Dinge in allen Teilen des Unternehmens. Besonders spannend für mich ist, dass wir ein florierendes, nachhaltiges digitales Geschäft aufbauen, das auf Qualitätsjournalismus basiert. Das Wachstum der digitalen Abonnenten, das wir in den letzten drei Jahren sowohl bei Aftenposten als auch bei anderen Schibsted-Unternehmen wie VG, Aftonbladet und SvD erlebt haben, hat mich sehr optimistisch für die Zukunft der Medienunternehmen gestimmt.

Ihr Unternehmen ist seit rund 180 Jahren in der Medienbranche tätig. Welche Kompetenzen und Anforderungen sind seitdem gleich geblieben? Gibt es Eigenschaften, die ein Media Worker immer haben muss? 

In meinem Bereich scheint es so, als seien die Grundkompetenzen immer noch dieselben – besonders im Journalismus. Es geht um Qualitätsmethoden, Storytelling, Visualisierung und Neugier. Durch die Digitalisierung sind die Anforderungen bei jeder dieser Grundkompetenzen viel höher geworden, und es gibt viele Spezialisierungen in jedem Bereich. 

Ihr beruflicher Fokus liegt auf dem Engagement der Anwender. Was sind die aktuellen Herausforderungen für Medienunternehmen?

Ich denke, es gibt viele verschiedene Herausforderungen, an denen Aftenposten konkret arbeiten. In Norwegen sind wir in unserem Bereich die Nummer zwei. Das bedeutet, dass wir viele Leser und Abonnenten haben, die uns nur gelegentlich besuchen. Das macht sowohl die Konvertierung als auch die Bindung neuer Abonnenten schwierig. Deshalb arbeiten wir daran, wertvolle Gewohnheiten für unsere gelegentlichen Leser zu schaffen und so dafür zu sorgen, dass sie öfter wiederkommen. Entscheidend für den Erfolg ist hierbei die enge Zusammenarbeit zwischen den Journalisten, den Produktentwicklern und uns im Marketing und User Revenue-Team.

Die Medien befinden sich in einer Krise der Glaubwürdigkeit und des Vertrauens. Welche Maßnahmen ergreift Schibsted im Umgang damit? 

Ich bin nicht unbedingt mit der Prämisse der Frage einverstanden. Natürlich sind die Herausforderungen, wenn es um Vertrauen und Glaubwürdigkeit geht, heute höher als früher, und Medienunternehmen müssen sich diesen Fragen stellen. Gleichzeitig zeigen die Zahlen, die wir in Aftenposten sehen, nicht in diese Richtung. Aftenposten ist in allen Kategorien immer noch eine der vertrauenswürdigsten Marken in Norwegen, und diese Zahlen sind seit Langem gleich geblieben.  Das mag in anderen Ländern sehr unterschiedlich sein, aber es legt die Vermutung nahe, dass es keine einzige Lösung für den Umgang mit Vertrauensproblemen in einem multinationalen Unternehmen wie Schibsted gibt. Stattdessen müssen wir jede einzelne Medienmarke und ihre Positionierung in ihrem Markt im Verhältnis zum Vertrauen der gesamten Branche betrachten. Basierend auf diesen unterschiedlichen Maßen konnten die Anforderungen der einzelnen Marken bisher optimal erfüllt werden.

Am 27. September sind Sie zu Gast im scoopcamp, das sich mit Innovationen und neuen Formaten im Journalismus beschäftigt.  Was sind die wichtigsten Trends in der digitalen Medienwelt, denen sich in den nächsten Jahren niemand entziehen kann? 

Ich bin überzeugt, dass sich die meisten digitalen Nachrichtenmedienunternehmen auch im digitalen Bereich auf ein nutzergeneriertes Umsatzmodell zubewegen müssen. Basierend auf meinen Erfahrungen aus dem skandinavischen Medienmarkt scheint es so, als würden die Abonnenten kommen, wenn sie als Medienunternehmen einfach ihren eigenen Inhalten vertrauen und Geld dafür verlangen.

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