Am 31. Mai und 1. Juni war es so weit: Mit Mind the Progress veranstaltete die Hamburg Kreativgesellschaft in Partnerschaft mit nextMedia.Haburg eine Konferenz rund um Kreativität und Digitalisierung.

nextMedia.Hamburg @ Mind the Progress

Am 31. Mai und 1. Juni war es so weit: Mit Mind the Progress veranstaltete die Hamburg Kreativgesellschaft in Partnerschaft mit nextMedia.Hamburg eine Konferenz rund um Kreativität und Digitalisierung. Gemeinsam mit den genialsten Köpfen der hanseatischen und nationalen Kunst-, Kultur-, Wirtschaft- und Wissenschaftsszene wurde sich angeregt ausgetauscht, heiß diskutiert und fleißig vernetzt. Und natürlich viel gelernt. Unsere wichtigsten Erkenntnisse haben wir euch hier zusammengefasst.

Wo entsteht eigentlich Kreativität?

Kreativ ist, wer Wissen neu zusammensetzen kann: Sachverhalte in einen neuen Kontext setzen, Neues und Originelles erschaffen, das nützlich und brauchbar ist. Wer also schöpferisch oder gestalterisch tätig ist, ist „ein Kreativer“. Ideenreiche Lösungen sind also meist das Resultat einer möglichst heterogenen Gruppe mit diversem Wissen. Aber: je homogener die Gruppe ist, desto zufriedener sind sie mit ihrer Lösung, auch wenn sie objektiv weniger kreativ ist. Achtung ist also geboten!


Wie wirkt sich der digitale Fortschritt auf kreative Arbeit aus?

Eine der Herausforderungen ist das wachsende „Weltwissen“, das sich durch die Digitalisierung potenziert. Unsere Wahrnehmung verarbeitet eine immer komplexere Welt und vielfältige Eindrücke – das kann Kreative inspirieren, aber auch lähmen. Gleichzeitig versuchen verschiedene Tools und ihre Algorithmen diesen Überfluss zu zähmen, dabei bilden sich jedoch immer engere Filterblasen, das wiederum geht auf Kosten der Inspiration. Gerade diverses Wissen ist jedoch wichtig für wahre Kreativität; wir müssen also lernen bewusst im Spannungsfeld von Informationsflut und Filterblase zu navigieren.


Sprechen mit KI – Fortschritt oder Rückschritt?

Technische Innovationen wie Sprachassistenten beleben die verbale Kommunikation wieder. Man befragt Google nicht mehr nur nach Schlagworten, sondern stellt dem Google-Assistenten direkt eine komplexe, ausformulierte Frage. Diese Rückkehr zu einer ursprünglichen Kommunikation kann befreien und auch intuitiv sein. Doch dahinter steckt natürlich ein Algorithmus, der dem User nur suggeriert, man habe es mit echter Kommunikation zu tun. Gerade weil es sich so natürlich anfühlt, sind wir hier leichter zu manipulieren und im Interesse der Serviceanbieter zu verleiten.


Wie steht es um die Kunst von morgen?

Neue Technologien führen zu gefühlt unendlichen Möglichkeiten kreativen Ausdrucks. Innovation wird so zur Spielfläche für Kreativität: Sei es VR als Storytelling-Format, AR als Installation oder durch KI verwandelte Bilder, wie der Denker, der das Plakat des Kongresses ziert – es entsteht Kunst. Die Wertschätzung dieser neuen Kunstformen zieht aber erst langsam nach und so macht auch fehlendes Sammlerinteresse es derzeit noch schwer, Geld mit digitaler Kunst zu verdienen. Zudem müssen Künstler und Künstlerinnen sich digitale Fertigkeiten oftmals selbst beibringen, interdisziplinäre Zusammenarbeit wird daher immer wichtiger. Und auch Institutionen wie Galerien und Museen werden sich Innovationen mehr öffnen müssen, um Begegnungsplätze für die neue Kunst zu schaffen.


Und die Mutter aller Fragen, sind Computer am Ende die Kreativen von morgen?

Wir können euch beruhigen. Computer sind zwar zu künstlicher Intelligenz fähig, dies aber nur mithilfe dessen, was wir ihnen beibringen. Auch eine KI ist also nur so schlau oder kreativ, wie die Daten, mit denen wir sie füttern. Klar, eine KI kann viele Daten aufnehmen und kombinieren, das scheint dann mitunter kreativ, doch die Basis dafür schaffen wir noch immer selbst. Und das Wichtigste: KI ist – anders als wir – nicht in der Lage ein Bewusstsein, also Empfindungen und Reflexion über das Selbst, zu entwickeln. KI kann also keine autonome Kreativität entfalten, sie ist Kombinatorik und wird das Geheimnis menschlicher Kreativität nicht lüften können.


Zusammenfassend kann man also sagen, dass die Digitalisierung unserer Kreativität ungeahnte Möglichkeitsräume eröffnet, mangelnde Diversität, Informationsfilter oder manipulative Algorithmen stellen uns aber vor große Herausforderungen. Der Tonus des Kongresses: Der Mensch muss die Zukunft weiter mutig und aktiv gestalten und Acht geben, sich nicht gestalten zu lassen. Gerade dabei bleibt unsere Kreativität unverzichtbar.

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