Die TEDxHamburg 2018 im Auditorium der Beiersdorf AG (Foto: Sebastian Gabsch / TEDxHamburg 2018)

TEDxHamburg-Gastgeber im Interview

Zum bereits achten Mal brachte die TEDxHamburg Innovatoren aus den Bereichen Technologie, Entertainment und Design zusammen. Das Motto in diesem Jahr: „All we need is …“. Insgesamt sieben Speaker sprachen über das entscheidende Puzzleteil, das sie einst dazu befähigt hatte, Hindernisse zu überwinden. Wir haben uns mit den diesjährigen Gastgebern Martin Böhm (Chief Digital Officer, NIVEA), Claudia Willert (Communication Manager, Digital Marketing, NIVEA) und David Boston (Global Head of Digital Derma & Healthcare, Beiersdorf) über die Ergebnisse der Veranstaltung, technologische Innovationen bei Beiersdorf und die Bedeutung der Digitalisierung für die Gesellschaft unterhalten.

Letzte Woche fand die achte TEDxHamburg statt. Was waren die Erkenntnisse des Tages?

Claudia Willert: Es war ein Tag voller Eindrücke und facettenreicher Beiträge. Bei den Inhalten wurde besonders deutlich, dass trotz aller technologischer Innovationen Menschlichkeit im Vordergrund steht. Darüber hinaus hat der Nachmittag erneut bestätigt, dass das Teilen von Ideen häufig spannende neue Horizonte und Perspektiven öffnet. Immer wieder eine tolle Erfahrung.“

Martin Böhm: Unter dem Motto „All we need is…“ ging es um das fehlende Puzzleteil im Leben. Mich hat es besonders inspiriert, warum die Vortragenden ihr Leben grundlegend zu einem bestimmten Zeitpunkt geändert haben und wodurch sie motiviert wurden. Zudem beschäftigt uns die Frage, wie wir es schaffen trotz des schnellen Wandels und der Digitalisierung Menschlichkeit im Dialog – sowohl im beruflichen als auch im privaten und gesellschaftlichen Kontext – beizubehalten.

Wie kam es dazu, dass sich Beiersdorf die TEDx ins eigene Haus geholt hat? Was war die Motivation und wie waren die Reaktionen der Mitarbeiter?

Claudia Willert: TED und die TEDx Konferenzen stehen sinnbildlich für Innovation, Kreativität und das Teilen von neuen Erkenntnissen und Ideen. Elemente, die auch für uns als innovationsgetriebenes Unternehmen, insbesondere in einer sich dynamisch verändernden Zeit, von besonderer Bedeutung sind. Es war für uns eine Ehre, Gastgeber für ein Event zu sein, dass genau das lebt. Unsere Kollegen und Mitarbeiter aus allen Funktionen waren schon im Vorfeld begeistert. Viele kennen TED Talks und lassen sich gerne auch privat von den kreativen Ideen und Denkanstößen der Speaker inspirieren.

Auf der TEDx ging es um Inspiration und in sehr vielen Fällen um technologische Innovationen: Wie ist Beiersdorf diesbezüglich aufgestellt? Gibt es Produkte, die aus einem Lab entstanden sind?

Claudia Willert: Bei Beiersdorf sehen wir „digital“ als integralen Bestandteil aller Funktionen. Digitale Innovationen entstehen daher aus den unterschiedlichsten Bereichen und Initiativen heraus. Im Marketing gibt es u.a. das „Digital Tech Scouting & Advisory“. Hier werden gezielt innovative digitale Lösungen für unser Unternehmen und unsere Marken identifiziert, bspw. im Umfeld von Start-ups. Ein konkretes Beispiel, das daraus entstanden ist, ist der Einsatz von Bewgle, einer Software, die Verbraucher-Reviews auf verschiedenen Plattform und in Hochleistungsgeschwindigkeit durchkämmt, woraus sich für uns wertvolle Vorschläge für Anpassungen ergeben z.B. für Produkt-Claims. Auch in der Beiersdorf Forschung beschäftigen wir uns schon seit Jahren mit neuen Technologien und Anwendungsszenarien für unsere Zielgruppen, zum Beispiel im Bereich AI & IoT. Zusammen mit Start-ups haben wir ein intelligentes T-Shirt und eine dazugehörige App entwickelt, die wir für Probandenstudien einsetzen. So können wir das Schwitzverhalten von Menschen unter realen Lebensbedingungen, nämlich im Alltag der Verbraucher, analysieren und in völlig neuen Abhängigkeiten erforschen.

Martin Böhm: Durch die gezielte Zusammenarbeit mit Start-ups auf der ganzen Welt, erhöhen wir unsere eigene digitale Innovationskraft exponentiell. Durch die Teilnahme an Acceleratoren erhalten wir sehr früh Zugang zu neuen vielversprechenden Ideen, die wir sonst erst spät entdecken würden, und können diese mitgestalten. Zudem lernen wir von Start-ups und geben neuen, agilen Arbeitsweisen und digitalem Intrapreneurship innerhalb unserer Konzernstrukturen Raum. Jüngstes Beispiel hierfür sind unsere kürzlich gegründeten Wingman-Studios.

Wie hängen aus Ihrer Sicht derzeitige gesellschaftliche Herausforderungen mit der Digitalisierung zusammen? Können von Menschen erzeugte Probleme durch digitale Innovationen gelöst werden?

Martin Böhm: Digitale Innovationen können sicher nicht alle menschlich erzeugten Probleme lösen. Sie können lediglich bei der Problemlösung unterstützen, indem sie Prozesse vereinfachen und neue Infrastrukturen und Netzwerke ermöglichen. Insbesondere die Vernetzung von Menschen und das global verfügbare Wissen sind hier sicherlich Treiber.

David Boston: Die rasanten Veränderungen, die unsere Gesellschaft durchmacht, sind oft auf die Digitalisierung zurückzuführen. Wir sind jetzt mehr denn je vernetzt und deshalb bewegen und verändern sich Prozesse, Meinungen und Bedürfnisse immer schneller. In Bezug auf „digitale Lösungen“ denke ich, die differenzierte Antwort ist: Viele unserer menschlichen Probleme können digital gelöst werden. Aber menschliche Beziehungen haben eine andere Qualität, und was Menschen tun, geht weit über alles Digitale hinaus. Daher hinkt in Branchen, in denen menschlicher Kontakt oder Empathie benötigt wird, die digitale Welt oft noch hinterher.

Weitere Informationen zum Event gibt es hier.

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