Der Media Innovation Buzz führte innovative Unternehmen und talentierte Media Worker zusammen.

Media Innovation Buzz in Hamburg

Am 27.11. ist der Media Innovation Buzz erstmals durch Hamburg getourt. Die von nextMedia.Hamburg veranstaltete Innovations-Bustour brachte ausgewählte High Potentials zu den namhaften Medien- und Digitalunternehmen SPIEGEL, Google, NOZ Medien und mh:n Medien, DIE ZEIT und XING. Vor Ort bekam der Media-Worker-Nachwuchs die seltene Gelegenheit, hinter die Kulissen der großen Medienhäuser zu schauen und in spannenden Panels und Vorträgen, neue Geschäftsbereiche und Medieninnovationen kennenzulernen. Wir haben die Veranstaltung für euch zusammengefasst.

Ob Datenjournalismus, Augmented Reality oder Produktmanagement – der Media Innovation Buzz steuerte fünf Medienhäuser an, die alle ihren eigenen inhaltlichen Schwerpunkt hatten. 50 ausgewählte Medientalente waren rund elf Stunden unterwegs, um den Hamburger Mediendschungel zu erkunden und über spannende Themenbereiche der Zukunft zu diskutieren.

SPIEGEL: Datenjournalismus, Football Leaks und Innovation

Die Veranstaltung startete im SPIEGEL-Haus in der Hamburger HafenCity, wo Nina Klaß, Leiterin von nextMedia.Hamburg, die teilnehmenden Media Worker bei Kaffee und Franzbrötchen willkommen hieß und anschließend das Mikrofon an Christina Elmer, Mitglied der Chefredaktion von SPIEGEL ONLINE, übergab. Diese gab einen Ausblick darüber, was die Teilnehmer/-innen beim SPIEGEL erwartet, ehe ihre Kollegen Achim Tack und Patrick Stotz am Beispiel des Projektes „Einsteigen, bitte!“ ihre Arbeit im Ressort Datenjournalismus präsentierten.

Zielsetzung des Projekts war es, die Pendlerströme in Deutschland zu untersuchen. Dafür hat das Team um Tack und Stotz Millionen von Daten ausgewertet und für die Leser/-innen auf einer digitalen Karte detailliert dargestellt. Bei der Realisierung des Pendler-Projektes wurde sehr darauf geachtet, den Nutzern/Nutzerinnen mehrere Zugänge zum Thema zu ermöglichen. So seien die dem Projekt zugrunde liegenden Statistiken so aufbereitet worden, dass sich die User/-innen in den Zahlen selbstverorten können. Dies sei eine von vielen Möglichkeiten, Daten personalisierbar zu machen, was für den Erfolg eines solchen Produktes sehr wichtig sei. Eine weitere Empfehlung, die Tack und Stotz abgaben: Das Verhältnis zwischen der Notwendigkeit einer Feature-Realisierung und dem Aufwand einer Feature-Realisierung sollte unbedingt schon im Vorfeld geprüft werden. Andernfalls könnten kleine Verbesserungen des Digitalproduktes unverhältnismäßig viel Zeit und Geld kosten.

Direkt im Anschluss an die beiden Datenjournalisten, stellte SPIEGEL-Sportjournalist Christoph Winterbach seine Arbeit am viel diskutierten Rechercheprojekte Football Leaks vor. Er wies auf die gute Zusammenarbeit mit den internationalen Kollegen/Kolleginnen der European Investigative Collaboration hin, die das Durchforsten der riesigen Datenmengen erst möglich gemacht haben und gab Einblicke in die Arbeit mit verschlüsselten Chats und einem eigenen DokuWiki. Die Media Worker konnten hier aus erster Hand lernen, warum das Filtern von Informationen und das Erstellen von Schnittmengen bei der Arbeit mit so vielen Daten essenziell seien, um mit Big Data arbeiten zu können.

Zwischen den Vortrags-Phasen war selbstverständlich auch immer wieder Zeit für Fragen, die zu interessanten Antworten führten. So sei beispielsweise das Gebiet Datenjournalismus ein gutes Feld, um quereinzusteigen. Laut Stotz würden in diesem Ressort erstaunlich viele Physiker/-innen arbeiten. Neben dem großen Thema Datenjournalismus kamen aber auch andere Ressort-Leiter/-innen zu Wort: Elisabeth Kanzi, Produktmanagerin von SPIEGEL PLUS und Kerstin Fröhlich, Leiterin Innovationsmanagement, stellten ihre Abteilungen ebenfalls vor und warben um neue Mitarbeiter/-innen.

Google: Kreativ-Workshop rund um AR

 

Nach den ersten 90 Minuten der Tour ging es für die Teilnehmer/-innen des Media Innovation Buzz erstmals in den Bus, der sie noch den ganzen Tag durch Hamburg lotsen sollte. Zweiter Halt war nach einer kurzweiligen Fahrt die Google Zukunftswerkstatt, in der Christian Heise (News Product Partnerships Lead), Petra Ehmann (Business Development Lead Augmented Reality) und Gerrit Rabenstein (Head of Strategic Relations, News & Publishers DACH) schon auf die Medientalente warteten. Thema hier: Augmented Reality und wie die Technologie den Alltag verändern kann.

Petra Ehmann startete mit einem Impuls-Vortrag über die Chancen und Potenziale von AR und stellte die These auf, dass die Welt schon in naher Zukunft ohne Displays auskommen könnte. Die Interaktion mit Mensch und Maschine werde sich bald schon grundlegend verändern. AR sei ihrer Ansicht nach „die Technologie der Zukunft“, da sie jeder auch mit seinem Smartphone sehen und nutzen könne. Die Hürden, diese Technologie zu verwenden, seien also äußerst gering.

Dies leitete zugleich zum Hauptteil der zweiten Buzz-Station hin, einem Kreativ-Workshop, der auf Design Thinking angelegt war. Die Mission: Ideen für die Realisierung eines AR-Produktes zu entwickeln, welches standortbasierte Informationen zugänglich machen soll. Die konkrete Aufgabenstellung: „Gestalte das digitale Nachrichtenerlebnis für AR – welche Rolle spielen Nachrichten, und wie kann man sie einbinden?“

Mit Hilfe eines mehrstufigen Prozesses entwickelten die Teilnehmer erste Lösungsansätze: Der Fokus galt zunächst dem/der Nutzer/-innen und dem Nutzerbedürfnis, dem sich mit offenen und spezifischen Fragen genähert wurde, ehe erst im Anschluss konkrete Produktideen aufgemalt und konkrete Prototypen vorgeschlagen wurden. Beim kreativen Prozess sei dabei immens wichtig, Ideen groß zu denken und auch gerne mal über das Ziel hinauszuschießen. „Herunterbrechen kann man sie immer noch“, so Heise. Er zeigte sich davon überzeugt, dass „jeder Kreativität in sich hat“, was sich anhand der tollen Ergebnisse und Ideen, die diesem Workshop entsprangen, letztlich auch bestätigte.

NOZ Medien und mh:n Medien

Nach einer kleinen Mittagspause ging es für die Young Professionals in die Hamburger Zentrale von NOZ Medien und mh:n Medien, die nicht nur eine klassische Redaktion, sondern auch das HHLab beheimatet. Joachim Dreykluft , Leiter dieses Forschungslabors und verantwortlich für Digitale Produkte und Dienstleistungen, empfing die rund 50 Besucher im Altonaer Neubau, den der norddeutsche Verlag erst kürzlich bezogen hat.

Für die Zeit in Hamburg-Altona teilte sich die jungen Media Worker in zwei gleichgroße Gruppen auf, die sich parallel zueinander mit zwei verschiedenen Themen beschäftigten. So lauschte die eine Hälfte zunächst dem Vortrag der Mitarbeiter Philipp Dudek und Anna-Lena Keeve, die aufzeigten, wie digitale Produkte im Hause NOZ entstehen. Was deutlich wurde: Der Weg von einer guten Idee über einen Prototypen hin zu einem Geschäftsmodell ist oftmals schwieriger als gedacht.

Joachim Dreykluft lieferte spannende Erkenntnisse aus der Forschung. So hätte man bei Nutzerumfragen feststellen können, dass sich die Wahrnehmung von Medien stark verändere. Deutlich machte Dreykluft das mit einer kuriosen Anekdote aus der Methoden- und Nutzerfoschung des Labs: Auf die Frage, welche Medienmarken die Nutzer/innen kennen würden, antwortete eine Frau mit der Modemarke Gucci. Ein Sinnbild dafür, dass die Verschmelzung von PR und Medien weiter voranschreite.

Die zweite Gruppe versuchte dagegen herauszufinden, was junge Berufseinsteiger von der Jobwelt erwarten. Während die Freude am Job und eine ausgeglichene Work-Life-Balance im Ranking ganz oben landeten, spielten monetäre Anreize bei den jungen Media Workern nur eine untergeordnete Rolle. Die Personalleiterin Hildegard Schröder verwies anschließend auf die spannende Aufgabe, bei NOZ Medien und mh:n Medien die digitale Transformation eines Medienunternehmens mitzugestalten und weckte so das Interesse, sich beim norddeutschen Großverlag zu bewerben.

DIE ZEIT: Produktmanagement am Beispiel BOA

Und auch bei der vierten Station des Media Innovation Buzz stand das Produkt- und Innovationsmanagement im Mittelpunkt. Für den interaktiven Workshop mit den Medientalenten bei DIE ZEIT zeigten sich Mathilde Cabenda (Teamleitung Produktmanagement Orientierungsangebote) und Imke Weerts (Produktentwicklerin Orientierungsangebote) verantwortlich.

Um sich dem Thema Berufsorientierung zu nähern, folgte zunächst ein Austausch über Erfahrungen bei der Jobsuche. Darin reflektierten die Teilnehmer/-innen das Bewerbermanagement von Unternehmensseite aus. Das Ergebnis: Personaler würden viel zu häufig Bullshit-Bingo spielen und Buzzwords wie „kreativ“, „teamfähig“ und „motiviert“ fast schon inflationär benutzen.

Eine Erfahrung, die auch die beiden Referentinnen gemacht hätten, wodurch die Idee für BOA entstanden sei. BOA stehe für Berufsorientierung für Absolventen und sei insbesondere für Studenten und Berufseinsteiger entwickelt worden. Mit dem innovativen Matching-Algorithmus von BOA könnten Orientierungssuchende mit passenden Unternehmen zusammengebracht werden.

Wie aus der Idee, ein Berufsorientierungsangebot zu schaffen, auch das Produkt BOA entstanden ist, zeigten Cabenda und Weerts in der Folge. Von der Vorbereitungsphase über die Konzeptionsphase bis hin zur Umsetzungsphase ließen sie die Teilnehmer/-innen am Entwicklungsprozess teilhaben. „Produktmanagement ist ewiger Prozess und genau das macht den Reiz aus“, fasste Weerts die Faszination für ihren Job zusammen.

Vom Netzwerk zum Newsroom – Warum XING nun auch Journalisten einstellt

 

Der letzte Halt des Innovations-Busses führte die Besucher/-innen schließlich zu XING, dem führenden sozialen Netzwerk für die berufliche Vernetzung im deutschsprachigen Raum. Mit über 15 Millionen Nutzern/Nutzerinnen und mehr als 1.500 Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen hat sich XING in den vergangenen 15 Jahren als großer Player der Medienbranche etabliert und auch in seiner Ausrichtung weiterentwickelt. So ist XING schon lange nicht mehr nur ein klassisches soziales Berufsnetzwerk, sondern immer mehr auch Newsroom – seit 2015 sogar mit einer eigenen Redaktion.

Was diese genau macht, veranschaulichte Roman Heflik, seines Zeichens Managing Editor bei XING News, den immer noch agilen High Potentials im letzten Vortrag des Tages. So kuratierte die XING Redaktion Nachrichten von über 480 Medienpartnern und führe weitere digitale Formate wie das Debattenportal XING Klartext und das Videoangebot XING Talk. Des Weiteren betreue man auch das Angebot XING Insider, bei dem 282 ausgewählte Experten ihr Know-how und ihre ganz persönlichen Meinungen mit den Nutzern teilen.

Auf diese Weise könne XING die doch recht unterschiedlichen Interessen und Nutzerbedürfnisse bedienen. Eine Umfrage hätte kürzlich ergeben, dass XING-Nutzer/Nutzerinnen auf der Plattform vor allem Informationen zu Jobs, anderen Usern/Userinnen und Nachrichten suchen würden und die Gewichtung der einzelnen Schwerpunkte stark variiere. Heflik gab außerdem Einblicke in die goldenen Regeln von XING News: So setze XING großen Wert darauf, journalistischen Content eindeutig von PR-Inhalten abzugrenzen und sogar ganz darauf zu verzichten. Vielmehr sehe sich XING als eine Mischung aus Uni-Hörsaal, Forum und Speaker-Corner, was sich auch in der Moderation der Inhalte widerspiegeln sollte.

Im Anschluss an den letzten Vortrag blieb noch Zeit für ein Get-together, bei dem die über den Tag geknüpften Kontakte bei Bier und Food weiter vertieft werden konnten. Eine Gelegenheit, die viele der Teilnehmer/-innen nicht ungenutzt ließen. Die Gespräche über die Content-Produkte der Zukunft und weitere Innovationen gingen noch bis in die späten Abendstunden.

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