Kerstin Saathoff ist seit 2011 bei Google tätig, zuletzt als News Innovation Program Manager für EMEA. Sie leitet Workshops zum Thema „Creative Skills for Innovation“ und will für mehr kreatives Selbstvertrauen in der Welt sorgen. Kurz vor ihrem Workshop beim scoopcamp 2018 haben wir mit ihr über die Folgen von KI für Kreative und Journalisten sowie kreativitätsfördernde Methoden gesprochen.
Artificial Storytelling gilt als neuer digitaler Fluch der Kreativbranche. Siehst du einen Weg für die friedliche Koexistenz oder gar einen Nutzen für die Kreativen?
Google hat im Juni seine “AI Prinzipien” veröffentlicht. Diese Prinzipien dienen uns als Grundlage für die wichtige Frage, wie wir als Gesellschaft künstliche Intelligenz künftig nutzen wollen und welche Fragen und Grenzen dabei zu beachten sind. Dieser Diskurs ist auch wichtig, um die Frage nach der Stellung von Artificial Storytelling zu beantworten. Grundsätzlich ist eine friedliche Koexistenz meiner Meinung nach möglich, so lange man sich auf Regeln und gemeinsame Werte verständigt. Im Idealfall würde sogar mehr Raum für Kreativität bleiben.
Du hältst Vorträge über Kreativität und Innovation, bist Expertin auf diesem Gebiet. Wie lässt sich Kreativität “herauskitzeln”? Kann man Kreativität erlernen?
Ich glaube, es geht weniger darum Kreativität zu erlernen, sondern selbstbewusst mit der eigenen Kreativität umzugehen. Ein gewisses Level an Kreativität wohnt uns allen inne. Was sich definitiv erlernen lässt, sind bestimmte Methoden, die den Innovationsprozess unterstützen. Im Idealfall verankern sich dann bestimmte Denkweisen, die es ermöglichen, Probleme des beruflichen und privaten Alltags kreativer zu lösen.
Welche Technologie brachte für dich den größten Benefit im Arbeitsalltag?
Da muss ich Google Drive nehmen. Das gemeinsame Arbeiten an Dokumenten, Präsentationen und Tabellen hat meinen Arbeitsalltag sprunghaft vereinfacht. Videokonferenzen sind auch wichtig, da ich viel mit KollegInnen aus anderen Büros zusammen arbeite.
Du bist Teil der Google News Initiative: Welchen Einfluss werden neue Technologien wie VR oder KI auf die journalistische Arbeit von morgen haben?
Die geförderten Projekte in der DNI oder heute GNI sollen ja gerade neue Technologien und Innovationen im Journalismus unterstützen und voranbringen. VR, AR oder KI sind da nur einige Beispiele. Generell haben wir in drei Jahren DNI gesehen, welche großartigen Möglichkeiten neue Technologien für den Journalismus, für Journalistinnen und Journalisten, bieten.
Auf was können sich die Teilnehmer deines Workshops beim scoopcamp freuen? Was willst du den Besuchern mitgeben?
Mir ist es wichtig, dass die Teilnehmer mit einem guten Gefühl aus dem Workshop rausgehen. Bestenfalls mit mehr kreativem Selbstvertrauen und vielleicht sogar ein paar guten Ideen. Viele sind schon mit den Grundsätzen des Design Thinkings vertraut, aber man setzt vieles im Arbeitsalltag nicht um. Wir wollen praktische Tipps vermitteln wie man wirklich jeden Tag die Grundsätze von Design Thinking anwenden kann.
Weitere Artikel

Konstruktiver Journalismus in Krisenzeiten
Konstruktiver Journalismus weicht von einer rein negativen, konfliktbeladenen Berichterstattung ab und bietet Lösungen und tiefergehende Erklärungen an. Wie wirkungsvoll dies gerade in Krisenzeiten, wie dem Krieg in der Ukraine, der Corona-Pandemie oder dem Klimawandel, ist, zeigten Expert*innen bei dem Constructive Journalism Day 2022 (CJD). Wir waren für euch dabei und haben die wichtigsten Erkenntnisse zu konstruktivem Journalismus in Krisenzeiten festgehalten.

Journalismus in Corona-Zeiten: Wenn schnelles Handeln große Wirkung zeigt
Im März und Mai haben wir mit dem Förderprogramm Fast Mover auf die Folgen der Corona-Pandemie reagiert und kreativen Medienmacher*innen bei der Weiterentwicklung und Umsetzung ihrer zukunftsgerichteten Ideen finanziell unter die Arme gegriffen. Höchste Zeit, wieder einen Blick auf die geförderten Projekten zu werfen: Wie sind die Unternehmen mit den Herausforderungen der Pandemie umgegangen, welche Maßnahmen haben sich bewährt und was ist aus ihren Projekten geworden?

Wie die Fast Mover den Journalismus in der Krise stärken
Mit unserem neuen Förderprogramm Fast Mover unterstützen wir kreative Medienmacher*innen bei der Weiterentwicklung und Umsetzung ihrer innovativen Ideen mit 3.000 € pro Team. Der Fokus liegt dabei auf Projekten, die Lösungsansätze für aktuelle Herausforderungen des Journalismus verfolgen – in Krisenzeiten und darüber hinaus. Wie diese konkret aussehen und woran die Teams jetzt arbeiten, verraten wir euch in diesem Beitrag.

Tabea Grzeszyk (Hostwriter) über aktuelle Herausforderungen des Journalismus
Hostwriter vernetzt Journalist*innen in über 150 Ländern und ermöglicht auf diese Weise neue Perspektiven und mehr Diversität in den Medien. Da verwundert es nicht, dass das deutsche Start-up gerade jetzt besonders gefragt ist. Wir haben uns mit Tabea Grzeszyk, Co-Founderin und CEO von Hostwriter, über die aktuellen Herausforderungen, die Zukunft des Journalismus und den richtigen Zeitpunkt für die Entwicklung von Ideen unterhalten.

Predictions 20/20: Das sind die Tech-Trends für 2020
Wie werden zukünftig Geschichten erzählt? Wie entwickelt sich die Bewegtbild-Branche? Welche technologiegetriebenen Innovationen werden im kommenden Jahr wichtig und welche Business Model Innovations stehen uns im Bereich der Medienökonomie bevor? Antworten auf diese Fragen geben unsere Expert*innen aus dem nextMedia.Hamburg-Netzwerk. In diesem Teil widmen wir uns „Enabling Technologies“.

Predictive Analytics in Journalismus und Publishing
Journalist*innen und Medienmacher*innen können mit Hilfe Künstlicher Intelligenz deutlich mehr über morgen und übermorgen wissen und berichten, als noch vor wenigen Jahren. Das liegt an schier unendlichen Mengen an Daten und an Methoden und Instrumenten, diese auch auszuwerten. Das Ganze nennt sich „Predictive Analytics“ und bietet Potenzial und Chancen auf vielen Ebenen. Andreas Moring zeigt, wie es geht.