Beim newTV Kongress zu Gast: Trendforscher Henry Mason

Henry Mason (TrendWatching) über den richtigen Umgang mit Prognosen

Trendforscher Henry Mason wird beim diesjährigen newTV Kongress zu Gast sein und in seiner Keynote aktuelle Entwicklungen der Bewegtbild-Branche beurteilen. Wir haben den gefragten Referenten und Autor („Trend-Driven Innovation“) schon vorab zum Gespräch gebeten. Im Interview erklärt er, wie sich Trends im Voraus erkennen lassen und wie man auf Veränderungen reagieren sollte.

Unser Media Innovation Report hat gezeigt: Der Konsum von Bewegtbild-Inhalten verändert sich zunehmend und digitale Plattformen mit Video-on-Demand und Streaming-Inhalten werden immer beliebter. Das klassische Fernsehen verliert dagegen Zuschauer. Was meinen Sie: Ist das lineare Fernsehen schon bald tot?

Die Menschen wollen immer, dass das Neue das Alte „tötet“. Aber das tut es selten. E-Commerce hat beispielsweise auch den Einzelhandel nicht getötet. Es hat nur einen Teil davon verschwinden lassen – die funktionalen Transaktionen, die online besser durchgeführt werden können. Heute gibt es wiederum Online-Marken, die Erlebnis-Shops eröffnen. Wird sich das Fernsehen also verändern? Auf jeden Fall! Streaming, Binge Watching, die Wahl der eigenen Abenteuer, VR, AR und all die anderen neuen Technologien werden ein vielfältigeres Video-Ökosystem schaffen. Aber der klassische Fernseher wird seinen Platz behalten: Live-Shows, Sport-Events oder Musik werden nachgefragt bleiben.

Lassen sich derartige Veränderungen im Konsumverhalten von Medien denn schon im Vorhinein erkennen?

Definitiv, ja. Wir glauben, dass wir bei einem Blick auf Innovationen, die auch wirklich genutzt werden, frühzeitig Signale über zukünftige Nutzerverhalten erhalten können. Streaming- und Video-on-Demand-Abonnements sind ja nun wirklich keine neuen Verhaltensweisen, die gibt es schon seit mehr als einem Jahrzehnt. Ja, die Technologie hat einige Zeit gebraucht, dem Mainstream-Verbraucher eine gewisse Qualität und Zweckmäßigkeit zugänglich zu machen, aber die Idee, dass die Menschen überall und jederzeit auf alle Inhalte zugreifen können, gibt es schon seit Jahren. Die Richtung des Konsumverhaltens einzuschätzen, ist selten der schwierigste Teil. Die Herausforderung besteht vielmehr darin, zur richtigen Zeit, das richtige Geschäftsmodell zu gestalten.

Eine hundertprozentige Sicherheit, dass Prognosen am Ende auch wirklich zutreffen, gibt es nicht. Das schreckt viele Unternehmen ab, auf Trends entsprechend zu reagieren. Vollzieht sich dann aber ein Wandel, sind sie oftmals zu spät dran. Was ist der richtige Weg, um mit Trends umzugehen?

Einfach machen! Es gibt viele Gründe, warum bestimmte Unternehmen erfolgreich sind oder scheitern. Die gute Nachricht ist jedoch, dass es heute einfacher denn je ist, zu experimentieren, vor allem in der digitalen Welt. Starten Sie günstig und schnell und schauen dann, wie die Menschen reagieren. Platzieren Sie viele kleine Ideen so schnell wie möglich auf dem Markt und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit und Ressourcen auf die Projekte, die wirklich funktionieren. Natürlich kann man spät dran sein, wenn man sich mit oberflächlichen popkulturellen Trends beschäftigt, die kommen und gehen. Aber wenn es um tiefere Veränderungen geht (z.B. in Geschäftsmodellen oder in der Gesellschaft), dann ist es schwer, „zu spät“ zu sein. Die On-Demand- und Abonnement-Wirtschaft wird sich noch jahrelang weiterentwickeln. Die Einstellung der Verbraucher zum Thema Nachhaltigkeit und ihren positiven Auswirkungen wird sich weiter entwickeln. Es werden sich viele neue Möglichkeiten ergeben. Der Schlüssel liegt aber darin, zu verstehen, was sich nicht verändern wird.

Sie gelten als gut vernetzter Mann und haben sich bei diversen Veranstaltungen mit einer Vielzahl an Vordenkern, bahnbrechenden Unternehmern und inspirierenden Weltführern austauschen können. Welche Begegnung ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben und prägt heute noch ihre Arbeit?

Durch meinen Job habe ich in der Tat das Privileg, mit vielen beeindruckenden Persönlichkeiten sprechen zu dürfen. Ich bin immer wieder überwältigt, wie viele Menschen sich wirklich für eine bessere Welt einsetzen. Eines meiner Lieblings-Start-ups ist der Toilettenpapier-Hersteller Who Gives A Crap, gegründet vom Melbourner Simon Griffiths. Bei diesem Projekt fließen 50 Prozent der Einnahmen in den Bau von Toiletten, was vielen Menschen erstmalig einen Zugang zu Sanitäranlagen ermöglicht.

Auch am 28. März werden Sie wieder unterwegs sein und beim newTV Kongress eine Keynote halten. Darin zeigen Sie den Einfluss von KI auf klassische TV-Angebote auf und erklären, warum uns schon bald eine KI-Invasion bevorsteht. Was können die Besucher erwarten?

Die Besucher erwartet eine rasante Tour zu wirkungsvollen Innovationen, die mit KI arbeiten. Dabei werde ich mich nicht nur auf die Medienbranche beschränken. Jeder Zuhörer soll in die sich verändernde Welt eintauchen und Inspiration für Innovationen mitnehmen können, die er für sein nächstes Projekt verwenden kann.

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